Innerkirchliche Reformansätze (Frauen, Zölibat, wiederverheiratet Geschiedene, Moral ..) sowie zum „Synodalen Prozess“

Magnus Striet, Professor für Fundamentaltheologie an der Universität Freiburg, verteidigt im Interview mit domradio.de den Wunsch nach kirchlichen Reformen: „Mein Hauptgrund ist der, dass viel zu viele Menschen in dieser Kirche darunter gelitten haben, dass sie einer Moral, einer Theologie folgen sollten, die sie tatsächlich entwürdigt hat. […] Wir können sehen, wie bestimmte Lehren der Sexualmoral verheerend gewirkt haben. Das waren Reinheitsideale, die faktisch kein Mensch leben kann […] mit der tragischen Folge, dass sie Kindern, Jugendlichen, Frauen entsetzliches Leid zugefügt haben. Die Ursachen sind tiefer. Wir müssen die systemischen Gründe aufklären. Und dann geht es eben auch um Theologie…“. (domradio.de v. 18. 1.)

Die vom deutschen Bischofskonferenz-Vorsitzenden Georg Bätzing geleitete Diözese Limburg positioniert sich mit zehn Leitlinien zum Thema Sexualität. Die Referentin für Familienbildung in der Diözese, Katharina Döring, sagte laut KNA, zentral sei in den Leitlinien mit dem Titel „Sexualpädagogische Kompetenz" die Aussage: „Es gibt eine Vielfalt in der sexuellen Identität und Orientierung." Ein wertschätzender Umgang mit diesen Unterschiedlichkeiten solle „in den Pfarreien und Einrichtungen des Bistums aktiv gefördert werden". Es sei „anzuerkennen, wenn Partnerinnen und Partner in gegenseitiger Treue und Fürsorge Verantwortung füreinander übernehmen". Döring zitierte aus den Leitlinien: „Darüber hinaus begrüßen wir es, wenn Paare ihre Partnerschaft unter den Segen Gottes zu stellen wünschen." Die neuen Leitlinien markierten einen „gewaltigen Unterschied" zur bisher vielfach praktizierten kirchlichen Haltung zur Sexualität, sagte Döring. Jeder solle damit offen umgehen können und sich in den Gemeinden damit angenommen und aufgehoben fühlen. Es soll eine „Selbstverständlichkeit“ werden, „über seine sexuelle Orientierung zu sprechen, ohne irgendwelche Sorgen haben zu müssen. […] Man soll bei uns auf Menschen treffen, die sagen: Es ist gut, wie du bist." Die Tabuisierung von Sexualität führe auch zu Vertuschung von Missbrauch, sagte der römisch-katholische Moraltheologe Stephan Goertz, stellvertretender Vorsitzender der Unabhängigen Kommission zur Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der Diözese Limburg. Würde man in der römisch-katholischen Kirche offen über Sexualität reden, könnte sichtbar werden, dass die „offiziell nach außen getragene Lehre der disziplinierten Sexualität" nicht in allen Fällen der Wirklichkeit entspreche. Man sei in einem „langfristigen Kulturwandel", der Sexualität nicht mehr als etwas Bedrohliches, sondern als etwas Bereicherndes wahrnehme. (kap, kna u. vn v. 18. 1.)

Der Vizepräsident des deutschen Reformdialogs „Synodaler Weg", der Bochumer Neutestamentler Thomas Söding, verteidigt den Prozess gegen die Kritik des Vatikans. Der deutsche Weg sei kein Sonderweg, betonte er in einem Interview in den „Westfälischen Nachrichten": „Es ist eben kein Top-down-Prozess, wie die katholische Kirche ihn meistens organisiert, sondern setzt breiter an, ist in der Kirchenkritik schärfer und in der Kirchenreform ambitionierter". Machtmissbrauch in der Kirche habe systemische Ursachen. „Das hören nicht alle im Vatikan gerne - ist aber wichtig". Aus anderen Weltregionen gebe es auch positive Rückmeldungen. Zudem hätten die Umfragen unter Katholikinnen und Katholiken weltweit gezeigt, dass mehr Mitverantwortung, weniger Klerikalismus und Förderung der Frauenrechte überall auf der Tagesordnung stünden. „Deutscher Sonderweg? Das war immer falsch. Jetzt ist es bewiesen!“ (domradio.de v. 20. 1.)

Der Feldkircher Bischof Benno Elbs unterstützt die Aussage von Papst Franziskus, wonach dieser Gesetze zur Kriminalisierung von Homosexualität als ungerecht bezeichnete. Niemand dürfe wegen seiner sexuellen Orientierung diskriminiert werden betonte er im Gespräch mit den „Vorarlberger Nachrichten". Nach Elbs' Überzeugung denkt der Papst in dieser Frage vordergründig an zivilrechtlichen Regelungen. Als Beispiele nennt Elbs u.a. das Erb- und Vertretungsrecht oder das Besuchsrecht im Spital. Er sei aber überzeugt, wir Christen „schon für eine Welt stehen, in der alle Menschen einen Platz haben und die Kirche eine Heimat für alle Menschen ist." Weiters stehe es niemandem von uns zu, über die Lebensform anderer Menschen zu urteilen, zitierte Elbs Papst Franziskus und erinnerte an dessen Frage: „Wer bin ich, dass ich das Leben eines anderen Menschen beurteilen kann? Das sollen und dürfen wir dem lieben Gott überlassen." (kap v. 26. 1.)

In einem Brief an den US-Jesuitenpater Martin erklärt Papst Franziskus den Satz seines jüngsten AP-Interviews, dass „homosexuell zu sein kein Verbrechen ist“: „Denjenigen, die Homosexualität kriminalisieren wollen, möchte ich sagen, dass sie sich irren.“ Es gebe in mehr als 50 Ländern gesetzliche Strafen für Homosexuelle und in einigen dieser Länder sogar die Todesstrafe. Der Brief endet damit, dass der Papst für die Arbeit von Pater Martin für die LGBT-Gemeinschaft bete und fügt hinzu: „Bitte tun Sie dasselbe für mich.“ (vn v. 28. 1.)