Führende Vertreter des Judentums haben den verstorbenen Papst Benedikt XVI. und seinen Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog gewürdigt. „Er war eine historische Persönlichkeit und ein großer Theologe, der sich und seinem Amt stets treu geblieben ist und auch mit umstrittenen Positionen, etwa zum jüdisch-christlichen Dialog die religiöse und interreligiöse Debatte fruchtbar angeregt hat“, hieß es in einer Erklärung der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland. Sein Besuch in der Synagoge in Köln anlässlich des Weltjugendtages 2005 bleibt unvergessen, wo er aktiv für die Verbesserung der Beziehungen mit dem jüdischen Volk eingetreten sei. Der Präsident der Konferenz der Europäischen Rabbiner und frühere Oberrabbiner von Moskau, Pinchas Goldschmidt, erklärte: „Papst Benedikt XVI. war ein großer Theologe, für den die Beziehung zum Judentum von wesentlicher Bedeutung für seinen Glauben war.“ Auch nach seiner Emeritierung habe er den Dialog mit den Rabbinern Europas fortgesetzt. Benedikts Dialogbereitschaft mit der jüdischen Gemeinschaft bezeichnete Goldschmidt als Fortsetzung der Öffnung durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965), mit dem die katholische Kirche unter anderem ein neues Verhältnis zu den anderen Religionen einleitete. Die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, sprach von seinem „intensiven Austausch mit Vertretern der jüdischen Gemeinschaft. […] Als Mensch von Geist und Wort war ihm wichtig, dass dieser Dialog nicht nur um des Dialoges willen geführt wurde – er musste Inhalt und Zweck haben. Für diesen Einsatz bleibe ich ihm dankbar", so Knobloch. (kap u. vn v. 1. 1.)
Der maronitisch-katholische Patriarch Kardinal Bechara Rai hat eine Delegation der Hisbollah an seinem Amtssitz in Bkerke nördlich von Beirut empfangen, die ihm traditionell Neujahrsgrüße übermittelte. Bei dem Treffen ist es unter anderem um die Präsidentschaftswahlen gegangen. (www.p-udo-ja v. 8. 1.)
Zum „Tag des Judentums“ hat der Linzer Bischof Manfred Scheuer zu einer „Entdeckungsreise zum Judentum, zum Glauben Jesu und den Quellen unserer eigenen Spiritualität“ aufgerufen. Das Judentum sei für Christen nicht etwas Äußerliches, sondern gehöre in gewisser Weise zum „Inneren“ des Christentums, zitierte Scheuer den Papst Johannes Paul II. (1978-2005). Er wolle zum diesjährigen „Tag des Judentums“ (17. 1.) dazu einladen, „das Judentum im Inneren unseres eigenen Glaubens zu entdecken. […] Dass Jesus Jude war, gilt schon fast als ein Allgemeinplatz. […] Halten wir uns stets präsent, dass die Quelle des Glaubens Jesu, der Tanach, unser Erstes Testament, zugleich auch die Heilige Schrift des Judentums ist“. In jeder Pfarrkirche genauso wie in jeder Synagoge weltweit findet man das Ewige Licht. „Es hat seine Herkunft im Tempel von Jerusalem. Das Ewige Licht verweist auf das Allerheiligste, den Raum der Gegenwart des namenlosen Gottes. In unserer Kirche verweist es auf die Gegenwart des Auferstandenen Christus in der Eucharistie.“ In vielen Kirchen, wo die vier Zeichen des unaussprechlichen Namens Gottes JHWH dargestellt sind, wird an das Judentum erinnert. In der zentralen Vierung der Basilika Maria Puchheim findet sich die Szene „Darstellung des Herrn" mit einer Menora, dem siebenarmigen Leuchter, fast am höchsten Punkt der Wölbung. (kap u. vn v. 15. 1.)
Um weibliche Beiträge im interreligiösen Dialog weltweit geht es bei einer Konferenz des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog und der Weltunion katholischer Frauenorganisationen (WUCWO) Ende Januar in Rom. Ziel des internationalen Treffens ist es, „die interreligiösen Initiativen von Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund zu hören und ein globales Netzwerk von Frauen aus verschiedenen religiösen Traditionen und Spiritualitäten zu entwickeln“. Die Veranstaltung unter dem Titel „Women Building a Culture of Interreligious Encounter“ findet vom 25. bis 27. Januar 2023 an der Päpstliche Universität Urbaniana statt. Dabei treten Rednerinnen und Redner verschiedener Glaubensrichtungen auf. (vn v. 18. 1.)
Der christlich-buddhistische Dialog kann zur Förderung einer weitläufigen ökologischen Umkehr beitragen, zeigte sich Papst Franziskus bei einem Treffen mit einer kambodschanischen buddhistischen Delegation im Vatikan überzeugt. In seiner Ansprache zitierte der Papst Buddhas Regeln der Pratimoksa, genauer das Meditationsprojekt der Metta, um darzulegen, dass der Schutz des gemeinsamen Hauses ein Anliegen sei, dass die Menschen religionsübergreifend verbinde. Denn in dieser Praxis gehe es darum, anderen „Lebewesen nicht zu schaden“, paraphrasierte der Papst die überlieferte Lehre Buddhas. „Die Christen ihrerseits erfüllen ihre ökologische Verantwortung, wenn sie die Schöpfung bewahren, das Werk, das Gott dem Menschen anvertraut hat, um es zu bebauen und zu pflegen (vgl. Gen 2,15; Laudato si', 95; 217). Der Dialog über die „Interdependenz zwischen der menschlichen Familie und der Natur“ ziele darauf ab, die „dauerhafte Freundschaft als religiöse Führer zu festigen“, die sich für eine Verbesserung der interreligiösen Zusammenarbeit einsetzten. Diese stelle ein wichtiges Element der Gesellschaft dar, dass es den Menschen ermögliche, „friedlich als Brüder und Schwestern zu leben, die miteinander und mit ihrer Umwelt versöhnt sind“, betont Franziskus mit Verweis auf seine Umwelt-Enzyklika Laudato si'. (vn v. 19. 1.)
Der malaysische Sultan Ibrahim Ismail von Johor hat dazu aufgerufen, die Politik aus Moscheen und religiösen Einrichtungen herauszuhalten. Hintergrund ist, dass einige Parteien religiöse Initiativen nutzen, um ihre Positionen zu propagieren. Der Ausschuss für islamische religiöse Angelegenheiten veröffentlichte eine entsprechende Erklärung des Sultans, wie Asianews berichtet. Der 38-jährige Prinz, der auch dem Islamischen Religionsrat des Staates vorsitzt, bekräftige darin auch die Verpflichtung, alle öffentlichen Aktivitäten religiöser Art von den zuständigen Behörden genehmigen zu lassen und die Ausbildung des Personals zu überwachen, um Irrtümer oder Lehren, die nicht dem religiösen Bereich zuzuordnen sind, zu vermeiden. In Malaysia ist der Islam Staatsreligion. (asianews u. vn v. 19. 1.)
Um weibliche Beiträge im interreligiösen Dialog weltweit geht es bei einer Konferenz des Dikasteriums für den interreligiösen Dialog und der Weltunion katholischer Frauenorganisationen (WUCWO) an der Päpstlichen Universität Urbaniana in Rom. Ziel des internationalen Treffens ist es, „die interreligiösen Initiativen von Frauen mit unterschiedlichem Hintergrund zu hören und ein globales Netzwerk von Frauen aus verschiedenen religiösen Traditionen und Spiritualitäten zu entwickeln“. Bei einer Audienz für die Teilnehmerinnen würdigte Papst Franziskus den beschrittenen Weg: Frieden muss durch mehr Einbeziehung von Frauen gesucht werden, denn sie spielen eine wichtige Rolle beim Aufbau einer Kultur der Begegnung zwischen Angehörigen verschiedener Religionen. Die Offenheit, die eine hörende Begegnung verlange, sei „eine der größten Gaben, die Sie Ihren Familien, Gemeinschaften und Gesellschaften schenken können“, sagte das Kirchenoberhaupt den Frauen, unter ihnen Katholikinnen, Muslimas, Jüdinnen, Hindus, Sikhs, Taoistinnen, Jainistinnen und Zoroastrerinnen. Franziskus ermutigte sie ausdrücklich, in der interreligiösen Zusammenarbeit fortzufahren. „Jede eurer Glaubenstraditionen, und jede von euch persönlich, hat der Welt einen Reichtum zu bieten, der ihr – der Welt - einen Geist des Willkommens, der Fürsorge und der Geschwisterlichkeit einhauchen kann“. Dass Frauen aller Religionen in ihren eigenen Gemeinschaften vor ähnlichen Herausforderungen stehen, betonte die deutsche Politikwissenschaftlerin und Muslima Dunya Elemenler: „Alle Religionen behaupten, dass sie Gleichberechtigung predigen, dass die Frauen gleichwertig sind und dass es keine Diskriminierung von Frauen in ihnen gibt. Aber wenn wir uns die Praxis ansehen, finden wir Unterdrückung und teilweise Misshandlungen, wir sehen, dass Frauen keine Stimme haben, nicht gehört werden.“ Doch hätten Muslime in Deutschland Papst Franziskus seit seiner Begegnung mit dem Großimam von Al-Azhar in Dubai 2019 mehr auf dem Schirm, sagte Elemenler. „Aber die Muslime, die im interreligiösen Dialog aktiv sind, haben auf jeden Fall eine große Wertschätzung. Es wird positiv wahrgenommen, dass er sich so einbringt in den interreligiösen Dialog.“ (vn v. 26. 1.)
Ökumene braucht nicht nur das Streben nach Einheit unter den christlichen Kirchen, sondern auch interreligiöse Offenheit. Dafür hat der Wiener Kardinal Christoph Schönborn bei seinem traditionellen Ökumene-Empfang in der Weltgebetswoche für die Einheit der Christen geworben. Zahlreiche Spitzen der christlichen Kirchen waren der Einladung des Wiener Erzbischofs zu dieser Begegnung gefolgt. Dabei ließ der Kardinal mit der Mitteilung aufhorchen, dass er von der Arabischen Liga im Februar zu einem Dialog nach Riad eingeladen worden sei. In das Zentrum seiner Ausführungen stellte der Kardinal ein Wort von Papst Benedikt XVI., der im August 2012 resümierend im Blick auf die Ökumene fragte: „Geht es nicht letztlich darum, aufeinander zu hören und voneinander zu lernen, was es heißt, heute Christ zu sein?" Man könne und müsse diese Worte Benedikts aber weiten im Blick auf die große, abrahamitische Ökumene: Sich des Menschseins als fundamentale Grundlage für jeden fruchtbaren Dialog, der auch die Wahrheitsfrage einschließe, zu besinnen, sei die große Herausforderung. Ausdruck dieses Bemühens sei die sogenannte „Abu Dhabi-Erklärung" vom 4. Februar 2019. Sie trägt den Titel „Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt", und wurde von Papst Franziskus und vom sunnitischen Großimam Ahmad Al-Tayyeb unterzeichnet. Die abrahamitischen Religionen teilen doch die fundamentale Überzeugung: „Wir haben alle ausnahmslos Ansehen in den Augen Gottes." Zum Ökumenischen Empfang war auch der griechisch-orthodoxe Metropolit und Vorsitzende der Orthodoxen Bischofskonferenz, Erzbischof Arsenios (Kardamakis) gekommen. Seitens der römisch-katholischen Kirchen waren u.a. die Wiener Weihbischöfe Franz Scharl und Stephan Turnovszky anwesend. Unter den Teilnehmer war auch der neue Vorsitzende des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ), der armenisch-apostolische Bischof Tiran Petrosyan. Von evangelischer Seite waren da: der Präsident der Generalsynode, Peter Krömer, Oberkirchenrätin Bachler in Vertretung des erkrankten evangelischen Bischofs Michael Chalupka, der Wiener evangelische Superintendent Matthias Geist, der reformierte Landessuperintendent Thomas Hennefeld und der methodistische Superintendent Stefan Schröckenfuchs. Weiters der russisch-orthodoxe Bischof Aleksij Zanochkin, der koptisch-orthodoxe Bischof Anba Gabriel, der syrisch-orthodoxe Bischofsvikar Emanuel Aydin und der anglikanische Pfarrer Patrick Curran. Bischof Petrosyan betonte die gute ökumenische Zusammenarbeit, die in Österreich „viribus unitis" erfolge. Vor allem in der Erzdiözese Wien werde „Toleranz und Dialog tiefsinnig und ernsthaft verstanden und gepflegt". Im Zuge der Veranstaltung wurde auch der „Weg der Versöhnung" vorgestellt, der sich seit 25 Jahren für eine versöhnte Einheit unter Christen einsetzt. Wie deren Vorsitzender, Pastor Martin Griesfelder von der Freien Christengemeinde, ausführte, gebe es dabei ein breites christliches Spektrum: neben römisch-katholischen, evangelischen, evangelikalen, pfingstlich-charismatischen und ostkirchlichen Gläubigen, seien auch messianisch-jüdische eingebunden. In Form von „Runden Tischen" würde man Gemeinschaft, Gebet und das theologische Gespräch pflegen. Vor dem Empfang im erzbischöflichen Palais fand ein ökumenischer Gottesdienst in der der evangelischen Stadtkirche Wiens (Dorotheergasse 18) statt. (kap v. 26. 1.)
Der vatikanische Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch, sieht den christlich-jüdischen Dialog auf einem guten Weg. „Für uns Christen ist das Judentum jene Religion, die uns am nächsten steht“, sagte er in Trier. „Christen und Juden sind herausgefordert, gerade dort voneinander zu lernen, wo sie sich am Tiefsten voneinander unterscheiden“. Die römisch-katholische Kirche sei im Kampf gegen Antisemitismus ein verlässlicher Partner. Papst Franziskus betone unermüdlich, dass man unmöglich Christ und Antisemit sein könne. An der Festveranstaltung zum neu eingerichteten Studiengang „Interreligiöse Studien“ zu Judentum, Christentum und Islam an der Theologischen Fakultät in Trier nahmen auch der Trierer Bischof Stephan Ackermann und der rheinland-pfälzische Landesrabbiner David Schwezoff teil. (vn u. kna v. 27. 1.)
Die Gemeinschaft Sant’Egidio und die kenianische Friedensstifterin ,Mama Shamsa’ sind die Preisträger des diesjährigen „Zayed Award for Human Fraternity“. Beide seien ein „inspirierendes Beispiel für die Förderung menschlicher Geschwisterlichkeit und friedlicher Koexistenz“, so die Jury des Preises in ihrer Pressemitteilung. Die beiden Preisträger werden im Rahmen einer Preisverleihung am 4. Februar 2023 - dem von der UNO anerkannten Internationalen Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit - in Abu Dhabi geehrt. Die Gemeinschaft Sant'Egidio in Rom ist eine humanitäre Vereinigung mit Vertretungen in 73 Ländern in Europa, Afrika, den Vereinigten Staaten und Asien. Shamsa Abubakar Fadhil - bekannt als „Mama Shamsa“ - ist eine Gemeindemobilisatorin und Friedensstifterin in Kenia. Sie wird dafür ausgezeichnet, dass sie sich um die Jugend in Kenia kümmert und junge Menschen vor Gewalt, Kriminalität und Extremismus bewahrt, indem sie ihnen Beratung, Betreuung und Ausbildung bietet. Sie hat in Kenia und ganz Afrika Kampagnen durchgeführt, um das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen zu schärfen. Über die Vergabe des diesjährigen Preises entschied eine unabhängige Jury, die sich aus internationalen Experten für die Förderung von Frieden und Menschenrechten zusammensetzt: Miguel Ángel Moratinos, Untergeneralsekretär der Vereinten Nationen und Hoher Beauftragter für die Allianz der Zivilisationen; Epsy Campbell Barr, ehemaliger Vizepräsident von Costa Rica; Kurienkardinal Luis Antonio Tagle vom Evangelisierungsdikasterium; der Friedensnobelpreisträger 2014 und Kinderrechtsaktivist Kailash Satyarthi; der Friedensnobelpreisträger 2015 und Unternehmer Ouided Bouchamaoui sowie der Generalsekretär des „Zayed Award for Human Fraternity“ und Generalsekretär des muslimischen Ältestenrats, Richter Mohamed Abdelsalam. Der Award ist mit einer Million Dollar dotiert und wurde 2019 anlässlich des historischen Treffens zwischen Papst Franziskus und dem Großimam der Al-Azhar, Ahmed Al-Tayeb, in Abu Dhabi ins Leben gerufen, bei dem sie das „Dokument über menschliche Brüderlichkeit“ unterzeichneten. (vn v. 31. 1.)