Ökumene

Zum ersten Mal haben sich am Sitz des syrisch-orthodoxen Patriarchats im libanesischen Atchaneh die Oberhäupter der Kirchen der syrischen Tradition getroffen. Sie wollten „im Lichte des gemeinsamen geistlichen Erbes gemeinsam über die Notlagen und Probleme der christlichen Gemeinschaften im Nahen Osten“ beraten. An dem als historisch gewerteten Treffen auf Einladung des syrisch-orthodoxen Patriarchen Ignatius Aphrem II. nahmen unter anderem der syrisch-katholische Patriarch Ignace Youssif III. Younan, der maronitische Patriarch Béchara Boutros Raï, der assyrische Patriarch Mar Awa III. und der chaldäisch-katholische Patriarch Luis Raphael Sako teil, wie der Pressedienst Fides berichtete. Bei der Eröffnung des Treffens sagte Aphrem II.: „Wir sind heute zusammengekommen, um in dieser Welt voller Provokationen gemeinsam Zeugnis abzulegen, und wir bitten Gott, uns die Kraft und die Liebe zu geben, um gemeinsam zu entscheiden, was das Beste für die Mitglieder unserer Kirchen in allen Teilen der Welt ist.“ Die Kirchen hätten viel gemeinsam, „auch wenn wir aufgrund verschiedener historischer Gegebenheiten heute noch Uneinigkeit in der Art und Weise erleben, wie wir unseren Glauben ausdrücken. Aber heute spüren wir die Dringlichkeit, zusammen zu sein und unser reiches syrisches Erbe gemeinsam zu pflegen.“ Der chaldäische Patriarch Sako bekräftigte seinen Wunsch, dass die Chaldäische Kirche und die Assyrische Kirche des Ostens die Kirchengemeinschaft aufnehmen. Dem Vorschlag erteilte der Mar Awa III. in einem Interview des Fides-Dienstes eine Absage. Die Assyrische Kirche lehne diese Art von „Uniatismus“ ab. Der Weg für eine Wiederherstellung der Einheit müsse vielmehr darin liegen, „zu den Wurzeln der Ostkirche zurückzugehen, zurück in die Zeit vor 1552, um zu sehen, was die gemeinsame Ekklesiologie zur Zeit der Trennung war“. (fides u. vn v. 20. 12.)

In Münster soll Deutschlands erste ökumenisch-kooperative Gemeinde entstehen. Für ein solches Projekt des römisch-katholischen Bistums Münster und der Evangelischen Landeskirche von Westfalen haben zwei Gemeinden eine entsprechende Vereinbarung getroffen, wie der Ökumene-Beauftragte des Bistums Münster, Michael Kappes, der KNA sagte. Die evangelische Lydia-Gemeinde und die römisch-katholische Pfarrei Sankt Sebastian wollen demnach künftig alle Felder des Gemeindelebens daraufhin überprüfen, was gemeinsam gemacht werden kann oder was arbeitsteilig geschieht. Unnötige Doppelungen sollen so vermieden und das christliche Zeugnis glaubwürdiger werden. Gedacht ist an Alten- und Jugendarbeit - inklusive Elementen von Firm- und Konfirmations-Katechese -, soziale Hilfen oder auch gemeinsame Andachten und Gebetsformen. Die evangelischen Abendmahls- und römisch-katholischen Messfeiern werden aber weiter getrennt gefeiert, so der Pfarrer der Lydia-Gemeinde, Oliver Kösters. „Da stoßen wir an Grenzen." Vor zwei Jahren musste das evangelische Gemeindezentrum abgerissen werden. „Wir sind dann in der katholischen Kirche und im Gemeindezentrum untergekommen. […] Wir ernten jetzt die Früchte jahrzehntelanger ökumenischer Nachbarschaft". Für die Menschen in Nienberge sei Ökumene zu einer „positiven Selbstverständlichkeit" geworden. Kindergottesdienste würden schon länger nur gemeinsam gefeiert; auch Andachten und Abendgebete seien ökumenisch. Die Landeskirche und das Bistum wollen das Projekt unterstützen und durch ein Forschungsprojekt am römisch-katholischen Ökumene-Lehrstuhl der Universität Münster begleiten lassen. Zwei weitere Projekte könnten bald in Lengerich am Teutoburger Wald und am Niederrhein dazukommen. (domradio.de v. 22. 12.)

Einen wichtigen Schritt zu einer Vereinheitlichung des Weihnachts- und Ostertermins in der Ukraine haben die Griechisch-katholische Kirche (UGCC) sowie die eigenständige Orthodoxe Kirche der Ukraine (OCU) gemacht. Deren Oberhäupter, Erzbischof Swjatoslaw Schewtschuk und Metropolit Epiphanij, vereinbarten bei einem Treffen am 25. Dezember die Einsetzung einer Arbeitsgruppe, die sich mit der Reform des Kirchenkalenders befassen soll, teilte das Portal ukrgate.com mit. In der Arbeitsgruppe sollen konkrete Vorschläge für die Synoden beider Kirchen erarbeitet werden. Bislang wird in der Ukraine zu zwei verschiedenen Zeitpunkten das Geburtsfest Christi gefeiert: Am 24./25. Dezember von der römisch-katholischen Kirche (nach dem Gregorianischen Kalender), sowie am 6./7. Dezember bei den Griechisch-Katholischen sowie bei den Orthodoxen (nach dem Julianischen Kalender). Im Zuge der Abwendung vom Moskauer Patriarchat gab es in der Ukraine aber schon in den vergangenen Jahren Bestrebungen für eine Vorverlegung von Weihnachten auf den früheren Termin. Metropolit Epiphanji hatte sich schon Ende 2021 dafür ausgesprochen und seinen Priestern für heuer die Feier am 24./25. Dezember freigestellt. Das Patriarchat von Konstantinopel sowie die orthodoxen Kirchen von Griechenland, Rumänien, Bulgarien, Zypern, Alexandrien und Antiochien feiern schon seit über 100 Jahren Weihnachten am 25. Dezember. (kap v. 26. 12.)

Nach dem Tod von Benedikt XVI. erreichen den Vatikan zahlreiche Trauerbotschaften und Würdigungen von Kirchen- und Religionsvertretern aus der ganzen Welt. Der Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) bat „alle kirchlichen Gemeinschaften in Europa, Benedikt XVI. auf seiner letzten Pilgerreise im Gebet zu begleiten“. Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, sagte: Benedikt XVI./Josef Ratzinger habe in Fragen der Ökumene das Gemeinsame unterstrichen. Als Beispiel nennt sie, die auch Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen ist, seinen Besuch in Deutschland 2011. Der deutsche Rabbiner Walter Homolka erinnerte an streitbare Seiten des emeritierten Papstes. „Er hat es uns Juden mit seinem klaren Wahrheitsanspruch nicht leicht gemacht [… und habe] nicht daran geglaubt, dass Juden und Christen das Trennende selbst überwinden könnten. Aus dem Gegensatz der Überzeugungen dürfe aber keine Feindschaft entstehen. Er sah darin vielmehr eine Kraft des Friedens“. Als einen der „größten Theologen seiner Zeit“ würdigte der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, den Verstorbenen. „In allen Dingen, nicht zuletzt in seinen Schriften und seiner Predigt, blickte er auf Jesus Christus, das Bild des unsichtbaren Gottes. Es war überdeutlich, dass Christus die Wurzel seines Denkens war“, so der Primas von ganz England. Benedikts Rücktrittsentscheidung von 2013 sei „mutig und bescheiden“ gewesen: „Indem er diese Entscheidung aus freien Stücken traf, erkannte er die menschliche Schwäche an, die uns alle betrifft.“ Auch das russisch-orthodoxe Kirchenoberhaupt Patriarch Kyrill I. würdigte Benedikt XVI. als „herausragenden Theologen" und Verfechter „traditioneller Werte". In einem vom Moskauer Patriarchat veröffentlichten Beileidsschreiben an Papst Franziskus strich der Moskauer Patriarch zudem die „tiefe Liebe zum östlichen Christentum" heraus, die Benedikt XVI. ausgezeichnet habe. (vn v. 31. 12.)