Ökumene

Der Präsident der Wiener Stiftung „Pro Oriente", Alfons M. Kloss, hat dem neuen bulgarisch-orthodoxen Patriarchen Daniil Glückwünsche zur Wahl übermittelt. Als Stiftung, die sich für den Dialog und die Zusammenarbeit mit den orthodoxen und orientalisch-orthodoxen Kirchen engagiere, fühle sich Pro Oriente mit dem neuen Patriarchen und den Gläubigen in der Orthodoxen Kirche Bulgariens eng verbunden. Bulgariens orthodoxe Kirche hatte den bisherigen Metropoliten Daniil aus der Stadt Widin zu ihrem neuen Patriarchen gewählt. Der 52-Jährige folgt auf den im März verstorbenen Patriarchen Neofit. Der neue Patriarch wurde in der Kathedrale Sofias inthronisiert. An der feierlichen Zeremonie nahmen auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. von Konstantinopel, und der Ökumene-Verantwortliche des Vatikans, Kardinal Kurt Koch, teil. In Österreich zählt die Bulgarisch-orthodoxe Kirche rund 40.000 Gläubige. Ihr Zentrum hat sie in der Dunklergasse im 12. Wiener Gemeindebezirk. (kap v. 2. 7.)

Ignaz Reisenbichler und Heinrich Bica legen ein lesenswertes Büchlein über den Weg der Ökumene-Bestrebungen vor: angefangen von biblischen Zitaten, dann über die bereits in der Urkirche auftretenden unterschiedlichen Sichtweisen zu Jesus von Nazareth, und schließlich – nach den wahrlich unökumenischen Zeiten – bis zu den heutigen Bemühungen. Dem biblischen Befund entsprechend fordern beide: „Die Einheit im Wesentlichen bewahren und die Unterschiede in den Details anerkennen, akzeptieren, zulassen und als bereichernd empfinden.“ (S. 39) – oder anders gesagt: „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ (S. 31-35). „Die zu überspringenden Roten Linien sind […] der Primat des Papstes, das Amtsverständnis, die Mahlgemeinschaft, der ‚Stellenwert‘ der Sakramente, liturgische Rituale, die Heiligenverehrung und vieles mehr.“ (S. 82) Zu den „Roten Linien“, die „man nicht überspringen darf“ zählen die Autoren: „Glaube an Gott, Schutz des Lebens, Bewahrung der Natur, Bereitschaft zum Frieden, Ablehnung eines Angriffskrieges, Einhaltung der Gastfreundschaft, Antisemitismus.“ (S. 81) Sehr aufschlussreich werden „fünf biblisch fundierte Glaubensaussagen [… diskutiert], die alle christlichen Kirchen vertreten und ihre Einheit sichern: Jesus ist Gott und Mensch, Trinität, Taufe aus Auftrag, Verkündigung und Evangelisation.“ (S. 40 – 57). Nach einer sehr informativen Abhandlung der „ökumenischen Leuchttürme“ (S. 67ff) seit der Utrechter Erklärung der Altkatholischen Kirche 1889 bis zu Papst Franziskus machen die zahlreichen Ökumene-Initiativen im Raum Wien Lust auf mehr! Als christliche Teilkirche wird immer nur von der „römisch-katholischen“ Kirche“ geschrieben. Die „katholische“ Kirche ist für eine „Einheit in versöhnter Verschiedenheit“ (s. o.) vorgesehen. Ein motivierendes Buch: Reisenbichler Ignaz u. Bica Heinrich: Ökumene ohne Rote Linien. Gemeinsames Wollen und Handeln. Literareon-Verlag München 2024, 125 S, € 18.-

Unter dem Motto „Frieden stiften" ist die 25. Ausgabe der Ökumenischen Sommerakademie im Stift Kremsmünster gestartet. Vertreter aus Kirche, Politik und Gesellschaft erörtern die Frage, „ob und wie Frieden in kriegerischen Konflikten hergestellt werden kann". Dazu referierten unter anderem Bischof Manfred Scheuer und Superintendentialkuratorin Renate Bauinger. Scheuer sprach u. a. über die Macht der Vergebung, die er mit der schöpferischen Macht Gottes verglich. Bauinger sagte: „Die Kirchen fördern Werte wie Nächstenliebe, Vergebung und Versöhnung. Durch ihre Botschaften und Aktivitäten tragen sie dazu bei, Brücken zwischen Menschen zu bauen und Konflikte zu überwinden." Die Tagung schließt mit einer Podiumsdiskussion zum Thema „In Konflikten für Frieden eintreten" mit dem armenisch-apostolischen Bischof Tiran Petrosyan, Superintendent Gerold Lehner und Militärbischof Werner Freistetter. Veranstalter der Ökumenischen Sommerakademie sind u. a. die Katholische Privat-Universität Linz, der Ökumenische Rat der Kirchen in Österreich, das Evangelische Bildungswerk Oberösterreich und der ORF. (kap v. 11. 7.)

Das Projekt „Flussgeschichten 2.0“ dreht sich um einen ökumenischen Pilgerweg in vier Teilen entlang des Rheins in Düsseldorf und Umgebung. Kay Faller, Mitorganisator und evangelischer Pfarrer, stellt den Weg im Interview vor: „Letztes Jahr ging es nach Norden, dieses Jahr gehen wir nun in vier Abschnitten dem Rhein und seinen Nebenarmen entlang in den Düsseldorfer Süden. […] Gestern sind wir auf der ersten Etappe gestartet und sind die Düssel entlanggegangen, die in diesem Abschnitt Brückerbach heißt. […Wir] haben uns dann interviewen lassen. Dabei ging es um kirchliche Transformationsprozesse: Was steht eigentlich an? Was wollen wir? Wie sieht die Zukunft der Ökumene aus? Was für Prozesse müssen wir konkret wagen, damit wir ans andere Ufer kommen? […] Beim ersten Abschnitt waren über 50 Menschen dabei. Die kommen teilweise aus unseren beiden Gemeinden, also aus der Evangelischen und Katholischen Kirche. Das Programm wird auch ökumenisch vorbereitet…“ (domradio.de v. 15. 7.)

Für orthodoxe und lutherische Christen wird das „Filioque“ nicht mehr kirchentrennend. Konkret geht es um einen Abschnitt des Glaubensbekenntnisses von Nizäa-Konstantinopel (381). Dort heißt es seit Karl dem Großen (809) in lateinischen Kirchen: „…wir glauben [...] an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht, der aus dem Vater und dem Sohn [lateinisch: „filioque"] hervorgeht…" In dem bis heute in allen Ostkirchen verwandten griechischen Original des Bekenntnisses fehlt diese Beifügung, weil diese 809 einseitig eingefügt wurde. Im kommenden Jahr begeht die Christenheit das 1700-jährige Bestehen des Bekenntnisses von Nizäa (325). Die Diskussion um das „Filioque" wird daher wichtig. So trafen sich Ende Mai auch die Mitglieder der Internationalen Dialogkommission des Lutherischen Weltbundes und der orthodoxen Kirchen in Kairo. Auf der Tagesordnung stand dabei auch ein gemeinsames Statement zum „Filioque", berichtet der lutherische Vorsitzende der Delegation, der Magdeburger Regionalbischof und Orthodoxie-Experte Johann Schneider. Tatsächlich ist diese Diskussion für Lutheraner längst nicht so brisant wie für Orthodoxe. So findet sich im jetzigen Evangelischen Gesangbuch zum Glaubensbekenntnis (Nummer 805) der Hinweis: „Dem in den Gliedkirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland geübten Verfahren gemäß können die Worte ‚und dem Sohn‘ bei ökumenischen Gottesdiensten, die gemeinsam mit orthodoxen Christen gefeiert werden, entfallen." Dieser Hinweis könnte möglicherweise zur generellen Praxis im weltweiten Luthertum werden, sagte Schneider: „Das Entscheidende ist: Der Heilige Geist kommt aus dem Vater durch den Sohn". Darin seien sich Lutheraner und Orthodoxe einig. Damit werde die Absolutheit Gottes des Vaters nicht in Frage gestellt. Diskutiert wurde in Kairo auch über die Epiklese, die Herabrufung des Heiligen Geistes beim Abendmahl. Die Orthodoxen wiederum wollen sich dafür einsetzen, dass diese Gebete, die in ihrer Eucharistie bislang leise gesprochen wurden, künftig von den Gläubigen mitgebetet werden. Welche Auswirkungen konnte das auf den katholisch-orthodoxen Dialog haben? „Die Ergebnisse unseres Treffens, die nun in kirchlichen Gremien rund um den Globus diskutiert werden, schicken wir natürlich auch nach Rom", sagte Schneider.

Im St. Pöltner Bildungshaus St. Hippolyt finden zum neunten Mal die „Ökumenischen Werktage für Kirchenmusik" statt. Unter dem Titel „Singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen" gibt es geistliche Volkslieder über Haydn-Kompositionen bis hin zur Musikrichtung Neues Geistliches Lied sowie diverse Workshops und Stimmbildung. Ein ökumenischer Gottesdienst bildet den Höhepunkt und Abschluss der Veranstaltung. Zu den Referentinnen und Referenten zählen unter anderem Johann Simon Kreuzpointner, Leiter der Abteilung Kirchenmusik am Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten, und Sybille von Both, Diözesankantorin der evangelischen Kirche in Niederösterreich. Veranstaltet werden die „Ökumenischen Werktage" vom Bildungshaus St. Hippolyt, dem Referat für Kirchenmusik der evangelischen Kirche in Niederösterreich und dem Konservatorium für Kirchenmusik der Diözese St. Pölten. (kap v. 19. 7.)