Ökumene

Am 8. August feiert Augsburg ihr ökumenisches „Hohes Friedensfest“. Das Fest hat seine Wurzeln im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Erst im Westfälischen Frieden von 1648 wurde die verlorene Parität wiederhergestellt: Alle städtischen Ämter wurden fortan konfessionell gleichmäßig besetzt. Zum jährlichen Festprogramm gehören eine öffentliche Friedenstafel auf dem Rathausplatz und ein ökumenischer Gottesdienst. Diesmal ist als Festprediger in der römisch-katholischen Ulrichsbasilika Oliver Schuegraf angekündigt, der evangelische Landesbischof aus Schaumburg-Lippe. Als Dank für das Kriegsende 1648 und die Möglichkeit, ihren Glauben frei und gleichberechtigt leben zu dürfen, stifteten die Augsburger Protestanten das Hohe Friedensfest. 300 Jahre später wurde der 8. August gesetzlicher Feiertag in Augsburg. „Der Kern dieser Geschichte ist zeitlos aktuell", heißt es in einer aktuellen Mitteilung der Stadt. „Aus ihm leitet sich auch das heutige Verständnis der Friedensstadt ab: Niemand soll mehr aufgrund seiner Religion oder Herkunft ausgeschlossen werden." (domradio.de v. 8. 8.)

Nach einem Brand der römisch-katholischen Kirche St. Josef in Widdern bei Heilbronn (BRD) bietet die evangelische Kirche ihre Räumlichkeiten an. Pfarrer Dirk Nising der evangelischen Verbundkirchengemeinde von Widdern-Unterkessach im Interview:Ich habe mit meinem katholischen Kollegen Kontakt aufgenommen. Wir haben uns verständigt, dass wir uns für Gottesdienste terminlich abstimmen, die dann bei uns in der Laurentiuskirchen in Widdern stattfinden. […] Ich habe versucht, mit unserem Kirchengemeinderat [… darüber] zu sprechen. Da habe ich auf jeden Fall Zustimmung erfahren und Verständnis, zumal wir die Situation umgekehrt kannten. […] Wir waren auch schon einmal zu Gast in den katholischen Räumen und sind das bei unseren Trauerfeiern immer gewesen und untergekommen, wenn Trauerfeiern in der Kirche in Widdern stattgefunden haben.“ (domradio.de v. 12. 8.)

Die deutsche Ökumenische Bibelwoche beschäftigt sich im Herbst mit Zeichenhandlungen Jesu. Verschiedene unterstützende Materialien zur Lektüre des Johannesevangeliums werden vorbereitet. Dazu haben die Arbeitsgemeinschaft Missionarische Dienste in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), die Deutsche Bibelgesellschaft und das Katholische Bibelwerk Material zusammengestellt, teilte die Bibelgesellschaft in Stuttgart mit. Das Material umfasst Auslegungen der Textabschnitte, weiterführende Impulse, eine ausgearbeitete Bibelarbeit für jeden Textabschnitt und einen Gottesdienstentwurf für den Ökumenischen Bibelsonntag am 26. Januar 2025. (domradio.de v. 15. 8.)

Die evangelische und die römisch-katholische Kirche in Bremen laden alle Paare zu einem ökumenischen Segensfest ein. Willkommen seien auch Paare unterschiedlicher Religion oder queere Paare, aber auch Geschiedene in neuer ziviler Ehe, teilte der römisch-katholische Gemeindeverband in Bremen mit. Allen Teilnehmenden erwarten spirituelle Impulse, meditative Texte, Musik und Gebet. (domradio.de v. 16. 8.)

Jetzt gibt es eine gemeinsame Bischofskonferenz der orthodoxen Bistümer in Deutschland. Dazu beigetragen hatte eine Tagung in der Evangelischen Akademie Tutzing im Mai 1993, zu der die Evangelische Kirche in Deutschland gemeinsam mit der Griechisch-Orthodoxen Metropolie eingeladen hatte. Dazu erschienen sechs Bischöfe, etwa 50 Geistliche und rund 25 Laien aus verschiedenen orthodoxen Bistümern Deutschlands. Ursprüngliche Intention war auch, dass die orientalisch-orthodoxen Kirchen (einschließlich der von vielen als „nestorianisch" angesehenen „Kirche des Ostens") vertreten sein sollten. Hiervon nahm man Abstand. Bei der offiziellen Gründung im Mai 1994 gehörten Vertreter von acht Diözesen in Deutschland von sieben autokephalen Kirchen an. In rascher Folge wurden nun konsensfähige Entwürfe zum gemeinsamen orthodoxen Religionsunterricht und zur gemeinsamen Vertretung in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) sowie zu einem Presseorgan „Orthodoxie aktuell" erarbeitet. Um die Einheit der Orthodoxie stärker zu betonen, benannte sich das Gremium 1998 „Kommission der Orthodoxen Kirche in Deutschland - Verband der Diözesen". Im Februar 2010 kam es zur Gründung der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland (OBKD). Vorsitzender ist von Amts wegen der ranghöchste Hierarch des Ökumenischen Patriarchats (de facto der griechisch-orthodoxe Metropolit). Heute leben über drei Millionen (mit Einrechnung der ukrainischen Flüchtlinge vier Millionen) orthodox Gläubige in Deutschland. Ab Herbst 2018 zog sich das Moskauer Patriarchat aus der OBKD zurück, später ebenso die bulgarische und die georgische Diözese. Ein weiteres Problem sind die beiden orthodoxen Kirchen in der Ukraine. Auch die Integration der Makedonischen Orthodoxen Kirche/Erzbistum Ohrid, die 2023 von der Serbischen Kirche die Autokephalie erhielt, ist noch nicht geregelt. (domradio.de v. 18. 8.)

In der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde in St. Pölten feiern Russen und Ukrainer gemeinsam die Messe. Ein großer Teil der Russen und Ukrainer sei wegen des Krieges gekommen. Man trete als Kirche aber auch nicht politisch auf. Die russisch-orthodoxe Gemeinde zum hl. Hippolyt ist Gast in der serbisch-orthodoxen Pfarre zum hl. Apostel Thomas, die ihre Kirche an Samstagen zur Verfügung stellt. Einmal im Monat feiert die russische Gemeinde Gottesdienst. Neben St. Pölten gibt es drei weitere gesetzlich anerkannten russisch-orthodoxe Kirchengemeinden in Wien, Graz und Linz. Die Russisch-orthodoxe Kirche in Österreich schätzt die Zahl ihrer Gläubigen auf etwa 50.000. Die Kirche wird von Bischof Aleksij (Zanochkin) geleitet. (kap v. 24. 8.)

Papst Franziskus hat das staatliche Verbot der mit Moskau verbundenen orthodoxen Kirche in der Ukraine scharf kritisiert. Beim Mittagsgebet auf dem Petersplatz in Rom sagte er vor Tausenden Pilgern, angesichts der „unlängst verabschiedeten Gesetze in der Ukraine" fürchte er um die Religionsfreiheit. Man solle jeden Menschen, der beten wolle, beten lassen, und zwar in der Kirche, die er als seine Kirche ansehe. „Bitte, keine christliche Kirche sollte direkt oder indirekt verboten werden", so der Papst. Doch Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk, das Oberhaupt der ukrainischen griechisch-katholischen Kirche erklärte – das Gesetz verteidigend – , Russland habe die mit Moskau verbundene Kirche in der Ukraine als ein Werkzeug der Militarisierung benutzt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj unterzeichnete das am 20. August vom Parlament in Kiew verabschiedete Gesetz am 24. August. (kap v. 25. 8.)

Der Weltkirchenrat kritisiert das Verbot der russisch-orientierten Ukrainisch-orthodoxen Kirche in der Ukraine. Die Grundsätze der Religions- und Glaubensfreiheit könnten durch das neue Gesetz gefährdet sein, meint der Ökumenische Rat der Kirchen (ÖRK): „Wir appellieren erneut an die ukrainische Regierung, bei Maßnahmen Vorsicht walten zu lassen, die das Grundrecht auf Religions- und Glaubensfreiheit verletzen und den sozialen Zusammenhalt in dieser Zeit des nationalen Notstands untergraben könnten", erklärten Bedford-Strohm und JerryPillay vom ÖRK. „Wir nehmen das sechsstufige Verfahren zur Kenntnis, das das neue Gesetz vorschreibt, bevor eine religiöse Organisation verboten werden kann". Beide sprachen sich dafür aus, dass bei Untersuchungen ein ordnungsgemäßes Verfahren garantiert sei. Zugleich betonten beide, dass der ÖRK den Krieg Russlands gegen die Ukraine stets verurteilt habe. In der Ukraine gibt es sowohl die UOK als auch die Orthodoxe Kirche der Ukraine (OKU), die sich dem Patriarchat von Konstantinopel unterstellt hat. (domradio.de v. 25. 8.)

Repräsentanten der Protestanten sind im rumänischen Sibiu zu ihrem Kirchengipfel zusammengekommen. Es ist die 9. Vollversammlung der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) seit den 1970er Jahren. Das Motto der Tagung lautet „Im Licht Christi - zur Hoffnung berufen". Der Gemeinschaft gehören 96 lutherische, methodistische, reformierte und unierte Kirchen aus mehr als 30 Ländern in Europa und auch aus sechs lateinamerikanischen Kirchen an. Unter den rund 100 Delegierten und Gästen aus der Ökumene nimmt auch eine Delegation der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) teil. „Der gemeinsame Austausch" trägt laut EKD-Auslandsbischöfin Petra Bosse-Huber dazu bei, dass sich die Christen Europas immer besser „über Ländergrenzen hinaus" verstehen. Der rumänische Pfarrer Stefan Cosoroaba von der gastgebenden rumänischen Evangelischen Kirche A.B. beschrieb die schwierige Situation seiner Diasporakirche mit nur noch rund 10.000 Mitgliedern. Die Vielfalt von historisch bedeutenden Kirchen und Gebäuden lasse sich kaum noch erhalten. Die auf deutsche Einwanderer des 12. Jahrhunderts zurückgehende Kirche zählte unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg noch rund 300.000 Mitglieder – nach anderer Zählung ca. 600.000. Bereits unter kommunistischer Herrschaft begann eine Abwanderung der „Siebenbürger Sachsen". Überschattet wurde der Beginn der Vollversammlung vom Rückzug von neun Delegierten der Ungarisch-Reformierten Kirche. Diese stellte den Antrag, die Diskussion über den Studientext „Geschlecht - Sexualität - Ehe - Familie" von der Tagesordnung abzusetzen. Dies wurde vom Präsidium der GEKE zurückgewiesen. Die GEKE versteht sich als evangelische Stimme Europas. Frühere Vollversammlungen fanden in Basel, Florenz, Budapest, Belfast, Wien und Straßburg statt. Gegründet wurde die GEKE 1973, damals noch unter dem Namen „Leuenberger Kirchengemeinschaft“. Mit der Verabschiedung der „Konkordie“ auf dem Leuenberg bei Basel (1973) wurde eine seit der Reformation im 16. Jahrhundert bestehende Trennung innerhalb der evangelischen Kirchen beendet. (domradio.de v. 28. 8.)

Bei einem Spitzengespräch zwischen Altkatholiken und der deutschen römisch-katholischen Bischofskonferenz wurde für mehr Zusammenarbeit geworben. Man wolle ökumenisch weiter zusammenrücken: „In einer Zeit, in der das Christentum in unserer Gesellschaft immer mehr hinterfragt wird, ist es notwendig, dass wir erklären, was wir als Kirchen tun", so Matthias Ring, der Bischof des altkatholischen Bistums in Deutschland, und der Bischofskonferenz-Vorsitzende, Bischof Georg Bätzing, in Bonn. Die altkatholischen Kirchen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts durch Abspaltung von der römisch-katholischen Kirche. Die Priester dürfen heiraten; zudem sind seit 1994 auch Frauen zum Priesteramt zugelassen. Seit Gründung des Katholischen Bistums der Alt-Katholiken in Deutschland im Jahr 1873 ist Bonn Bischofssitz. In Deutschland gibt es rund 16.000 Altkatholiken, verteilt auf etwa 100 Gemeinden. (domradio.de v. 29. 8.)