Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Islam u.a.

Vertreter von fünf Weltreligionen haben vor der Pariser Kathedrale Notre-Dame für den Olympischen Frieden geworben. Neben Philippe Marsset, Weihbischof von Paris, vertraten das Christentum der Präsident der Protestantischen Föderation Frankreichs, Christian Krieger, und der orthodoxe Geistliche Anton Gelyasov. Außerdem waren jeweils ranghohe Repräsentanten des Islams, des Judentums, des Buddhismus und des Hinduismus anwesend. (domradio.de v. 2. 8. u. vn v. 4. 8.)

Der chaldäisch-katholische Patriarch Louis Sako lud zu einem interreligiösen Friedensgebet in die St. Josefs-Kathedrale in Bagdad ein. Der Einladung folgte u.a. der irakische Ministerpräsident Mohammed Schia Al-Sudani, wie der „Pro Oriente"-Informationsdienst berichtete. Zahlreiche muslimische und christliche Geistliche, Ordensfrauen, sowie Christinnen und Christen verschiedener Konfessionen beteten gemeinsam für den Frieden. Zwischen den Psalmen, Hymnen und Gebeten wurde Stellen aus dem Alten und Neuen Testament sowie aus dem Koran gelesen. Die herrschenden Konflikte dürften nicht in einen regionalen Krieg münden, warnten Patriarch Sako und Al-Sudani übereinstimmend. Zum Abschluss der Feier entzündeten der Premierminister und die religiösen Vertreter Kerzen und ließen Tauben als Symbole des Friedens frei. (kap v. 16. 8.)

Die geplante römisch-katholischen Basilika in der neuen Hauptstadt Indonesiens ist dem heiligen Franz Xaver geweiht. Die Grundsteinlegung in Nusantara erfolgt Oktober 2024. In diesem Archipel, wo mehr als 87 Prozent der Bevölkerung muslimisch ist, ist die religiöse Koexistenz eine große Herausforderung, wie das nationale Motto „Einheit in der Vielfalt“ zeigt, das auf dem Staatswappen prangt. Das Ministerium für religiöse Angelegenheiten, das derzeit noch seinen Sitz in Jakarta hat, gliedert sich in sechs Abteilungen, die jeweils für eine der vom Staat anerkannten Religionen zuständig sind: Islam, Katholizismus, Protestantismus, Hinduismus, Buddhismus und Konfuzianismus. Nach den Plänen wird die Basilika in der Nähe der großen Nationalmoschee errichtet, ähnlich dem bestehenden Modell in Jakarta. Die neugotische Kathedrale St. Maria Himmelfahrt und die Istiqlal-Moschee, die von einem protestantischen Architekten erbaut wurde, stehen sich in derselben Straße gegenüber, um religiöse Harmonie zu symbolisieren. (vn v. 18. 8.)

Die österreichische Bundesregierung will „integrationsfördernden" Unterricht in Moscheen: Das Integrationsministerium will den zuständigen Moscheevereinen dafür Lehrmaterial zur Verfügung stellen, welches mehr Bezug zur österreichischen Lebensrealität aufweist, in deutscher Sprache abgefasst ist und die Integration sowie die interreligiöse Kompetenz fördert. Ministerin Susanne Raab (ÖVP) kündigte in einer Aussendung das Projekt „Moscheeunterricht 2.0" an, das die Erstellung solcher Materialien zum Ziel hat. Grundlage ist eine vom Integrationsressort des Landes Oberösterreich in Auftrag gegebene, zwischen 2019 und 2023 durchgeführte Studie, die beim Moscheeunterricht „dringenden Handlungsbedarf" sieht: Das derzeit von den zuständigen Imamen oder Privatpersonen verwendete Lehrmaterial sei „ethnisch einseitig" und weise laut einer vom Integrationsfonds (ÖIF) beauftragten Analyse wenig Bezug zur Lebensrealität in Österreich auf. Jetzt soll durch die Entwicklung von „zeitgemäßem Lehrmaterial" ein „wichtiger Schritt im Kampf gegen religiöse Parallelgesellschaften" gesetzt werden. Der Moscheeunterricht dürfe keine „Gegenentwürfe zu unserer Lebensrealität" bringen. Raab forderte, die dabei vermittelten Werte müssten „im Einklang mit dem österreichischen Wertesystem" stehen. Dazu gehörten unter anderem Demokratie sowie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Für das Projekt „Moscheeunterricht 2.0" wurde Prof. Zekirija Sejdini vom Institut für Islamische Theologie und Religionspädagogik der Universität Innsbruck beauftragt. (kap v. 25. 8.)

Ein Islamexperte fordert ein stärkeres Engagement der muslimischen Gemeinschaft gegen Islamismus. Nach dem mutmaßlichen islamistischen Terroranschlag von Solingen reiche eine Distanzierung allein nicht, sagte Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie an der deutschen Universität Münster, dem Sender „Welt TV". Dringend sind Maßnahmen, die Teil der Lösung sein könnten. Er regte an, Social-Media-Projekte ins Leben zu rufen, um gezielt junge Muslime zu erreichen. Auf diesem Feld gebe es große Versäumnisse, die Islamisten ausnutzten. Das müsse sich ändern. „Die Moscheegemeinden müssen sich neu erfinden. […] Man darf nicht nur reagieren, bis der nächste Anschlag passiert". Es gehe darum, dem anti-westlichen Narrativ radikaler Islamisten etwas entgegenzusetzen. Schließlich biete der Westen auch Muslimen große Vorteile: „Viele bekommen hier Rechte, von denen sie in ihren Heimatländern nur träumen können". Dazu gebe es keine effektive „innermuslimische Aufklärung". (kna v. 26. 8.)

Die Fokolarbewegung organisierte ein christlich-muslimisches Dialogtreffen in Vorarlberg. Der Innsbrucker Fundamentaltheologe Prof. Roman Siebenrock betonte beim Treffen in Nüziders: Frieden wurzelt nicht allein im Dialog, sondern darin, „Leben und Leiden miteinander zu teilen". Siebenrock ist Koordinator des christlich-muslimischen Dialogclusters „Tutti Fiori" der Fokolarbewegung. Seit 2018 finden regelmäßig Dialogtagungen in St. Gallenkirch (Vorarlberg) statt. Ziel sei es nicht nur, durch Neuinterpretation der Texte von Fokolar-Gründerin Chiara Lubich (1920-2008) aus christlicher und muslimischer Perspektive Impulse für den Frieden zu gewinnen, sondern auch, Dialog ganz praktisch zu erfahren. Siebenrock: „Der interreligiöse Dialog ist Teil der Grundsendung der Kirche nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, ja, ich würde sagen, mit dem Dialog steht und fällt die Kirche. Der Dialog ist keine bloße Expertensache, sondern jede und jeder kann und soll seinen Teil beitragen, indem wir aufmerksam füreinander da sind, das Leiden und Leben miteinander teilen." Konkretisierungen der Arbeit des Clusters zeigten sich u.a. in aktuellen Publikationen wie dem jüngsten Buch „Für den Frieden kämpfen" des Innsbrucker Sozialethikers Wolfgang Palaver (Tyrolia 2024) sowie den theologischen Arbeiten des islamischen Theologen Adnane Mokrani. Dieser schreibt: „Wir sind keine Träumer. Unser Denken hat eine mystische Wurzel, doch sie versucht die Herausforderungen der Zeit, die Gewalt in einer gewaltfreien Form anzugehen. Dass alle Leben denselben Wert haben, wir alle gleich sind, alle Kinder gleich sind - was so selbstverständlich schien, muss in unserer Zeit dringend aktiv eingefordert werden“. Über 450 Menschen verschiedenster Religion - von Christen über Muslime, Juden, Hindus, Buddhisten, Bahai, Sikhs und anderer Religionen - waren Anfang Juni in Castelgandolfo zusammengekommen. Dies sei gerade nach den Erschütterungen, die der 7. Oktober 2023 mit dem Hamas-Überfall auf Israel gebracht hat, ein ermutigendes Zeichen. (kap v. 30. 8.)