Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: (Islam u.a.)

Ignatius Ayau Kaigama, der Erzbischof von Abuja (Nigerien) hat die Religionen im Land – vor allem Islam und Christentum – dazu aufgerufen, sich nicht auf einen „Wettbewerb“ einzulassen. Ein solcher sei „ungesund“, lasse die Nächstenliebe zu Gläubigen anderer Religionen erkalten und könne letzten Endes zu Zwangsbekehrungen führen, sagte er in einer Predigt. Die Anhänger der verschiedenen Religionen sollten lieber ihre gemeinsamen Wurzeln bedenken und lernen, religiöse Diversität hochzuschätzen. „Einige glauben, dass es einen eigenen Gott für die Christen und einen eigenen Gott für Muslime gibt. […] Wir sollten die gemeinsamen, abrahamitischen Ursprünge unseres Glaubens als Sprungbrett für unser geistliches und soziales Wirken ansehen, statt uns auf den unnützen Kampf einzulassen, ob Nigeria christlich oder islamisch sein muss.“ Es gehe darum, „ein besseres Nigeria“ aufzubauen, statt untereinander Barrieren zu errichten.“ (www.aciafrica u. vn v. 2. 6.)

Der Wiener Kardinal Christoph Schönborn mahnte in der Debatte um die „Islam-Landkarte“ einen „ehrlichen, transparenten Dialog zwischen Politik und Religionen“ ein und schlug einen „Atlas“ aller anerkannten Religionen in Österreich vor. Gleichzeitig warnte er in der „Heute“-Zeitung davor, dass eine Religion „herausgepickt“ werde. „Ich halte es für gefährlich, wenn der Eindruck entsteht, eine der Religionsgemeinschaften wird unter Generalverdacht gestellt“, und er verweist darauf, dass es strafrechtliche Möglichkeiten gibt, um „staatsfeindliche, terroristische Tendenzen“ zu verfolgen. Hintergrund ist die von der „Dokumentationsstelle Politischer Islam“ im Internet veröffentliche Landkarte mit muslimischen Organisationen und Kultusgemeinden in Österreich. Über 600 derartige Einrichtungen sind darin beschrieben. (kap u. vn v. 4. 6.)

In Pakistan hat das Oberste Gericht in Lahore ein christliches Ehepaar freigesprochen, das 2014 wegen Gotteslästerung zum Tode verurteilt worden war. Ein Imam hatte den beiden vorgeworfen, blasphemische Texte mit Beleidigungen des Propheten Mohammed verschickt zu haben. Ihr Rechtsanwalt Saif-ul-Malook, der bereits die Christin Asia Bibi verteidigt hatte, erreichte den Freispruch. Die beiden Freigesprochenen, Shafqat Emmanuel und seine Frau Shagufta Kausar aus der Stadt Gojra, bestritten im Prozess stets, die Nachrichten gesendet zu haben, vielmehr hätten sie einen Streit mit muslimischen Arbeitskollegen gehabt. Mitte Mai hatte das EU-Parlament in einer Resolution die Aufhebung des Todesurteils gefordert. Menschenrechtsorganisationen und Aktivisten begrüßten den Freispruch. (kap u. vn v. 4. 6.)

In Hamburg bieten die evangelische Kirche, drei Islamverbände und die jüdische Gemeinde gemeinsamen Religionsunterricht an. Die römisch-katholische Kirche stand dem Hamburger Modell „Religionsunterricht für alle“ skeptisch gegenüber. Inzwischen laufen Gespräche, um sich an dem Modell mit eigenen Lehrkräften zu beteiligen. Die Idee ist simpel: Statt sich nach Konfessionen und Religionen aufzuteilen, sitzen alle Kinder im gleichen Unterricht. Sie lernen voneinander, kommen ins Gespräch, entdecken Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Dabei wird darauf geachtet, dass sich religionsübergreifende Unterrichtseinheiten abwechseln mit Phasen, in denen das Bekenntnis im Vordergrund steht. Die Lehrenden stehen zu ihren religiösen Überzeugungen, stellen aber andere Glaubensinhalte authentisch dar. Und das Konzept scheint aufzugehen. Das Fach verzeichnet die deutschlandweit geringste Quote bei den Abmeldungen vom Religionsunterricht. „Es ist besser, Austausch und Begegnung zu organisieren als Separation“, erklärt Ties Rabe, Hamburger Schulsenator und selbst ehemaliger Religionslehrer, in der „Zeit“. (herder.de u. zeitonline v. 13. 6.)

Das neue Islamkolleg Deutschland (IKD) in Osnabrück ist mit einem Festakt offiziell eröffnet worden. Damit startet erstmals in Deutschland ein verbandsübergreifendes Angebot zur Aus- und Fortbildung von Imamen sowie GemeindepädagogInnen oder SeelsorgerInnen. Nach eigenem Verständnis schließen die Initiatoren – islamische Theologen, muslimische Personen des öffentlichen Lebens und Verbände wie der Zentralrat der Muslime in Deutschland oder das Bündnis Malikitische Gemeinde Deutschland – damit eine Lücke. Größere Verbände wie die türkisch-islamische Ditib, der Verband der Islamischen Kulturzentren oder die Gemeinschaft Milli Görüs betreiben ebenfalls eine Ausbildung von religiösem Personal. Das Merkmal des IKD besteht nach eigenen Angaben darin, dass hier die Ausbildung komplett auf Deutsch absolviert wird. Die Broschüre dazu ziert eine lächelnde Muslimin - und das ist durchaus als Statement zu sehen. Zwar stehe die Meinung, dass auch Frauen Imame werden könnten, im Islam etwas am Rande, aber sie existiere, sagte der Vorsitzende des Kollegs, Esnaf Begic. Prinzipiell wolle man einen „uneingeschränkten Zugang" zu der Ausbildungsstätte gewährleisten. Die zweijährige Ausbildung am IKD bereitet die Imame auf den Dienst in den Moscheegemeinden vor, und zwar in sieben Bereichen: Predigtlehre, Koranrezitation, Seelsorge, politische Bildung, gottesdienstliche Praktiken, Gemeindepädagogik und Soziale Arbeit. Der erste Ausbildungsjahrgang des Kollegs besteht heuer aus 19 Frauen und 36 Männern. 18 von ihnen nehmen an der Imam-Ausbildung teil. Bislang predigen in deutschen Moscheen vor allem Imame aus dem Ausland. Die Bundesregierung habe sich zum Ziel gesetzt, diese eigenständige, vom Ausland unabhängige Ausbildung von Imamen und weiterem religiösen Personal islamischer Gemeinden in Höhe von 5,5 Millionen zu fördern, erklärte Staatssekretär Markus Kerber. „Das Ausbildungsprogramm des IKD ist selbstbewusst deutsch und islamisch im Sinne eines Islam, der in unserer Gesellschaft verwurzelt ist, die Werte unseres Grundgesetzes teilt und die Lebensarten unseres Landes achtet." Die Ausbildung am Kolleg solle der an Priester- und Rabbinerseminaren vergleichbar sein. Wie viele Moscheegemeinden auf die am Kolleg ausgebildeten Imame setzen werden, ist offen. (kna u, vn v. 15. 6.)

In Ägypten ist ein Mann für den Mord an einem koptisch-orthodoxen Priester hingerichtet worden. Die Gerichte sahen es als erwiesen an, dass der damals 19-Jährige im Oktober 2017 im Nordkairoer Vorort Marg den 45-jährigen Samaan Schehata mit mehreren Stichen getötet hat, berichtete die Tageszeitung „Al-Ahram". Bei dem Opfer handelt es sich um einen Priester aus dem oberägyptischen Bani Suief, der sich zu einer Konferenz in der ägyptischen Hauptstadt aufhielt. Bei dem Messerangriff auf offener Straße wurde ein weiterer Priester verletzt. Das Todesurteil wurde im November 2020 vom Kassationshof bestätigt. (kna u. vn v. 22. 6.)

Christliche Gemeinden im überwiegend muslimischen Ägypten beteiligen sich an einer Spendensammlung für das islamische Opferfest. Mehrere koptische, orthodoxe und römisch-katholische Gemeinden haben Anteile von Anleihen erworben, die ärmeren Familien eine Durchführung des höchsten islamischen Festes ermöglicht. In der Provinz Minya haben vier Kirchengemeinden über die Provinzabteilung des Ministeriums für religiöse Stiftungen 13 Anteile solcher „Opferanleihen“ mit einem Wert von 26.000 ägyptischen Pfund gekauft. Ähnliche Beiträge seien von der koptisch-orthodoxen Gemeinde der Jungfrau Maria von Abu Kabir im Gouvernement Sharkia und von einer koptisch-katholischen Gemeinde am Roten Meer geleistet worden. Das islamische Opferfest „Id al-Adha“ wird in diesem Jahr am 21. Juli gefeiert. Die Spenden sollen ärmeren Familien, die sich den Kauf von Opfertieren - meist jeweils ein Rind, ein Schaf oder eine Ziege - nicht leisten können, eine Teilnahme an „Id al-Adha“ ermöglichen. (fides u. vn v. 23. 6.)

Die römisch-katholische Kirche und Buddhisten-Vertreter in Thailand wollen den Dialog und die Zusammenarbeit verstärken. Erzbischof Anthony Weradet Chaiseri von der Erzdiözese Tharae und Nonseng, die die vier nördlichen Provinzen umfasst, kam jüngst mit Sutham Suthammo, dem Abt des Waldklosters in Kesetsrikhun in Nong Phai, einem einflussreichen buddhistischen Mönch, zusammen. „Die Kirche möchte die Beziehungen zu den Vertretern der lokalen buddhistischen Gemeinschaft fördern und stärken“, sagte er nach der Begegnung mit Suthammo. Der buddhistische Abt verwies auf Entwicklungsprojekte mit anderen Glaubensgemeinschaften. Ziel sei zunächst die Unterstützung von Menschen, die besonders unter der Covid-19-Pandemie leiden, aber auch längerfristige gemeinsame Hilfsprojekte. Das Verhältnis der Christen zum Buddhismus (95% der Bevölkerung) ist derzeit entspannt, man bemüht sich aber noch um eine Verstärkung von Dialog und Kooperation im Dienst des Gemeinwohls. Die römisch-katholische Kirche ist vor allem im Bildungs- und Gesundheitswesen sowie in der Armenfürsorge aktiv. (ucanews/fides u. vn v. 24. 6.)