Papst Franziskus hat bei seinem Besuch im Königreich Bahrain eindringlich zum interreligiösen Dialog und zum gemeinsamen Friedenseinsatz aufgerufen: „Lasst uns konkrete Initiativen fördern, damit der Weg der großen Religionen immer proaktiver und beständiger wird, sodass er ein Friedensgewissen für die Welt ist", sagte er zum Abschluss des Bahrain-Dialogforums „Ost und West für menschliche Koexistenz" in der Stadt Awali. Er erinnerte an die vielen gegenwärtigen Konflikte und meinte, es sei noch nicht zu spät für eine Richtungsänderung. „Lasst uns unser Herz für unsere Geschwister weit machen, lasst uns auf dem Weg eines gegenseitigen Kennenlernens voranschreiten. Lasst uns stärkere Bande zwischen uns knüpfen, ohne Doppelzüngigkeit und ohne Furcht, im Namen des Schöpfers“. Gewalt im Namen der Religion, Terrorismus, „despotische, imperialistische, nationalistische und populistische Modelle und Visionen" verurteilte er. In freier Rede fügte Franziskus in seiner Ansprache auch einen erneuten Friedensappell für die Ukraine ein. Zuvor hatten bereits die Vorredner des Papstes, der König von Bahrain, Hamad bin Isa Al Chalifa, und der Großscheich der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, den Ukraine-Krieg in ihren Ansprachen verurteilt. Auch sie warben für interreligiösen Dialog und Toleranz. Neben dem Thema Frieden ging Papst Franziskus bei seiner zweiten Rede in Bahrain an nächsten Tag auch auf die Menschenrechte ein und mahnte erneut echte Religionsfreiheit an. Es reiche nämlich nicht aus, „Genehmigungen zu erteilen und die Freiheit der Religionsausübung anzuerkennen. […] In diesem wie in anderen Bereichen ist Erziehung der Weg, sich von historischen und sozialen Vermächtnissen zu emanzipieren, die jenem Geist geschwisterlicher Solidarität entgegenstehen, der diejenigen kennzeichnen muss, die Gott anbeten und ihren Nächsten lieben." Immer wieder bezog sich Franziskus in seiner Rede auch auf ein vom König Bahreins 2017 unterzeichnetes Dokument, in der etwa ein gewisses Maß an Religionsfreiheit gewährt wird. Der Papst schloss mit einem Aufruf: „Bemühen wir uns, den verwundeten und geprüften Menschen zu Hilfe zu kommen […] damit der Anbetung Gottes die konkrete und geschwisterliche Nächstenliebe entspricht: damit wir gemeinsam Propheten des Zusammenlebens, Schöpfer der Einheit und Friedensstifter sind. Danke." Am nächsten Tag stand eine private Begegnung mit dem Großiman von Al-Azhar, Ahmed al-Tayyeb in der päpstlichen Residenz im Al-Sakhir-Palast, auf dem Programm.. (vn u. kap v. 4. 11.)
Auf außergewöhnliche Weise hat Papst Franziskus sein Reiseprogramm in Bahrain fortgesetzt: Er traf mit dem Ältestenrat der Muslime („Muslim Council of Elders") vor der Moschee des Königspalastes in Awali zusammen. Erstmals wurden dabei Texte aus der Bibel und dem Koran gemeinsam vorgetragen. Papst Franziskus sprach sich zu diesem Anlass für eine intensivere Annäherung der Religionen aus: Insbesondere der Islam und das Christentum müssten gemeinsam daran arbeiten, Vorurteile und Missverständnisse aus der Vergangenheit zu überwinden. Dabei zitierte er aus der Konzilserklärung „Nostra aetate": Die Religionen müssten sich „aufrichtig um gegenseitiges Verstehen bemühen und gemeinsam eintreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit" sowie für „Frieden und Freiheit für alle Menschen". Die „bescheidenen und wirksamen Waffen" der Religionen seien dabei das Gebet und die Geschwisterlichkeit. Den Ältestenrat lobte Franziskus für den Einsatz gegen Extremismus und Gewalt. Initiator und Leiter des Rates ist der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb. Dieser verurteilte in seiner Rede Homosexualität, falsch verstandene Freiheit, die Chaos bewirke und kritisierte den Westen wegen seiner Finanz-Politik. Abschließend rief er dazu auf, den islamisch-christlichen interreligiösen Dialog fortzusetzen. (kap u. vn v. 4. 11.)
Papst Franziskus appellierte in Bahrain für die Einhaltung der Menschenrechte. Vor hochrangigen Religionsvertretern mahnte er auch die Anerkennung der Frau „in der Bildung, bei der Arbeit, bei der Ausübung ihrer sozialen und politischen Rechte" an. Eine gute Bildung und eine Erziehung, die gegenseitiges Verständnis nähre, seien dabei der Weg, „sich von historischen und sozialen Vermächtnissen zu emanzipieren". Es liege auch in der Verantwortung der Religionen, „dem Anderen wirklich Platz einräumen", und sich nicht nur tolerant zu nennen. Wie schon am Abend zuvor, sprach er sich in diesem Zusammenhang für eine „echte Religionsfreiheit" aus. Die Abschlussfeier auf dem Al-Fida-Platz in unmittelbarer Nähe zum Königspalast nutzte Papst Franziskus auch, um zu einer Versöhnung zwischen Ost und West aufzurufen. Insbesondere von den religiösen Oberhäuptern forderte er, mit gutem Beispiel voranzugehen. Zu Themen wie etwa der Rolle von Religionsführern bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen und interreligiösem Dialog für den Weltfrieden sprachen auch der griechisch-orthodoxe Patriarch Bartholomaios I., der Präsident der römisch-katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio, Marco Impagliazzo, der Rabbiner David Rosen sowie ein Vertreter des russisch-orthodoxen Patriarchats. Als Teilnehmer war auch der Vorsitzende des deutschen Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, dabei. (kap v. 4. 11.)
Papst Franziskus hat seine 39. Auslandsreise beendet. König Hamad bin Isa Al Chalifa sowie Kronprinz und Ministerpräsident Salman bin Hamad Al Chalifa verabschiedeten ihn auf dem Flughafen in Awali. Auch der Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, war bei der kurzen Zeremonie zugegen. Zuvor hatte sich der Papst mit Katholiken der Region in Bahrains Hauptstadt Manama getroffen. In der ältesten Pfarrei am Persischen Golf rief er die rund 500 Anwesenden zur Glaubensverkündung durch christliches Leben auf. (kna u. vn v. 6. 11.)
Jedes Jahr findet in der Schweiz im November eine „Woche der Religionen“ statt. Bis zum 13. November laden Mitwirkende aus rund zehn Religionsgemeinschaften zu über 100 Veranstaltungen ein. Das schreibt die Interreligiöse Arbeitsgemeinschaft IRAS COTIS als Koordinator in einer Mitteilung. Ziel der Veranstaltungsreihe sei es, Menschen aus unterschiedlichen Religionen und Lebenswelten miteinander statt übereinander sprechen zu lassen. In Luzern fand eine interreligiöse Friedensfeier mit Texten und Gedanken aus verschiedenen Religionstraditionen und Beiträgen der syrisch-afghanisch-schweizerischen Musikgruppe „Heimatklang“ statt. Die Quäker, eine christliche Gemeinschaft mit Wurzeln in England, luden in Zürich zu einer Auseinandersetzung mit dem „Dilemma des Pazifismus“. Beiträge zum Thema Frieden gab es auch in Biel, Lausanne, Lugano, Moudon und Olten. Unter dem Titel „Du bist schuld!“ diskutierten eine muslimische Islamwissenschaftlerin, ein Rabbiner und eine römisch-katholische Theologin über Schuld und Versöhnung. Am 12. November beten, singen und musizieren Menschen aus unterschiedlichen Religionsgemeinschaften in Stans. Der Rabbiner Noam Hertig führt in Zürich in die wichtigsten Speiseregeln im Judentum ein u. a. m. (kath.ch v. 6. 11.)
Mit einem internationalen Forum „Religion of 20" (R20) vom 15. bis 16. November auf Bali setzt das mehrheitlich islamische Indonesien als Gastgeber des G20-Gipfels auf Religionen als Teil der Lösung globaler Probleme. Religionen und religiöse Führer sollten die Zusammenarbeit fördern und den Glauben zu einer Quelle für den Weltfrieden machen, sagte Indonesiens Präsident Joko Widodo laut dem Nachrichtenportal „Jakarta Post“. Das Forum wurde von der Nahdlatul Ulama (NU) als größter muslimischer Organisation Indonesiens organisiert. R20 will Diskussionen zwischen religiösen Führern weltweit fördern, um gemeinsame Lösungen für Probleme wie religiösen Extremismus zu finden und die Kraft der Religion für Lösungen globaler wirtschaftlicher und politischer Probleme zu nutzen. Zu der zweitägigen Veranstaltung auf Bali wurden mehr als 400 Teilnehmer erwartet, darunter 160 interreligiöse Persönlichkeiten aus den G20-Staaten. Zu den eingeladenen Organisationen gehörten u. a. die römisch-katholische Kirche, die anglikanische Kirche, die World Evangelical Alliance, die World Muslim League und zur Überraschung von Beobachtern auch die militante, hindu-nationalistische und paramilitärische „Rashtriya Swayamsevak Sangh" (RSS). (www.p-udo-ja.at v.6. 11.)
Eine Moschee in Antakya (Osttürkei, das antike Antiochia) trägt Namen eines christlichen Märtyrers: Habib-i Neccar wurde während der Zeit der römischen Christenverfolgungen aufgrund seines Glaubens getötet. Im Jahr 638 n.Chr. wurde an der Stelle des Martyriums eine Moschee errichtet. Im Jahr 969 wurde die Moschee zu einer Kirche, im Jahr 1269 wieder zu einer Moschee. Imam Fetullah, der die Moschee heute leitet, erklärt im Gespräch mit Radio Vatikan, Habib-i Neccar sei der erste Heilige, der vor Mohammed gelebt habe, aber anerkannt wird. Der Imam berichtet auch von weiteren christlichen Spuren im Inneren der heutigen Moschee: Etwa eine Inschrift in türkischer Sprache mit den Namen von Paulus und Johannes. Für Imam Fetullah sind diese Inschriften historische Besonderheiten, die den Dialog und die Nähe zwischen den beiden Religionen bezeugen, eine Geschwisterlichkeit, die auch von der Bevölkerung der Region immer schon gelebt wurde und immer noch gelebt wird, sagt Imam Fetullah. (vn v. 10. 11.)
Zum vierten Mal seit Beginn seines Pontifikats hat Papst Franziskus den Jordanischen König Abdullah II. und seine Frau Rania empfangen. In dem Gespräch ging es um Flüchtlinge, Frieden und den Nahen Osten. Der Papst dankte Abdullah II. für seine Rolle als Beschützer der heiligen Stätten in Jerusalem. Es gab auch „herzliche Gespräche“ im Staatssekretariat mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Erzbischof Paul Richard Gallagher. Dabei „wurde auf die Notwendigkeit hingewiesen, den interreligiösen und ökumenischen Dialog weiterzuentwickeln und dabei darauf zu achten, dass die katholische Kirche in Jordanien ihre Sendung frei ausüben kann“. In diesem Zusammenhang wurde die Notwendigkeit betont, „den Status quo an den Heiligen Stätten in Jerusalem – einem Ort der Begegnung und Symbol des friedlichen Zusammenlebens, an dem gegenseitiger Respekt und Dialog gepflegt werden – aufrechtzuerhalten“. (vn v. 10. 11.)
Die ägyptische Regierung hat weitere 125 Kirchenbauten und angegliederte Dienstgebäude legalisiert. Damit sind seit 2017 bisher 2.526 christliche Gotteshäuser ohne offizielle Lizenz nachträglich genehmigt worden, wie das koptische Portal „Watani" laut KNA berichtete. Hintergrund ist ein im August 2016 in Kraft getretenes Gesetz zum Bau und der Renovierung von Kirchenbauten. Es soll in Verbindung mit Artikel 64 der ägyptischen Verfassung zur Religions- und Kultfreiheit für Anhänger der drei abrahamitischen Religionen Christen den Erhalt von Baugenehmigungen ihrer Gotteshäuser erleichtern. (kna u. vn v. 16. 11.)
Aus dem Heilswillen Gottes darf keine Diskriminierung anderer Religionen folgen: Das betonte der Religionstheologe Reinhold Bernhardt bei der sechsten „Ulrich Winkler Lecture" an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Salzburg: „Muss man nicht Gott größer denken, dass er mit seinem Heilswillen nicht auch Formen gefunden hat, auch Menschen außerhalb des christlichen Glaubens zu erreichen?", so der Theologe im Kathpress-Interview. Der Professor für Dogmatik an der Universität Basel sprach von „Repräsentationen" außerhalb des christlichen Glaubens. In der Begegnung mit anderen Religionen und Kulturen gebe es beeindruckende Beispiele von dem, was Paul Tillich „Gestalten der Gnade" nannte. Für Bernhardt sei es wichtig, den Ursprungsimpuls des Christentums wieder neu zur Sprache zu bringen, nämlich die „Rede vom unbedingten und universalen Heilswillen Gottes". Das stehe „in Spannung zur Vorstellung, dass es Heil nur in der Kirche gibt". Das Thema von Bernhardts Vortrag („Christologie im Kontext der Religionstheologie") griff die Debatte um das Verhältnis des christlichen Glaubens zu anderen Religionen auf. Für Bernhardt ist der Begriff „Repräsentation" in der Christologie zentral. Er erlaube es, die Person Jesu als einzigartige, aber nicht einzige Vergegenwärtigungsgestalt Gottes zu verstehen. Laut Bernhardt kann man die Position des verstorbenen Salzburger Dogmatikers Ulrich Winkler zusammengefasst sehen in seinem Satz: „Der Verpflichtungscharakter des Christusbekenntnisses steht nicht gegen Israel und die anderen Religionen, sondern für die Anerkennung ihrer Würde vor Gott." Wenn sich in Jesus Christus die allumfassende unbedingte Zuwendung Gottes repräsentiert, sei es schwerlich denkbar, dass mit dem Christusereignis ein Ausschlussprinzip aufgerichtet sein soll. Universaler Heilswille und Diskriminierungen widersprechen sich. (kap v. 18. 11.)
Das Projekt „ Schalom Aleikum“ des Zentralrats der Juden in Deutschland versteht sich als Forum für jüdisch-muslimischen Dialog. Mitte September wurde bekanntgegeben, dass es in eine neue jüdisch-muslimische „Denkfabrik“ umgewandelt wurde. Erforscht werden sollen darin „gesellschaftlich und politisch relevante Themen, die aus jüdischer und muslimischer Perspektive diskutiert werden“. Geplant sind Veranstaltungen, Bücher, Blogbeiträge und Positionspapiere. Eine der ersten Aktionen der neuen Denkfabrik ist die Veröffentlichung des Buches „Flucht und Engagement. Jüdische und muslimische Perspektiven“ am 5. Dezember. Der Leiter der Denkfabrik, Dmitrij Belkin, zählt auf, dass es mehr als 30 Veranstaltungen, fünf Bücher und eine digitale Ausstellung gegeben habe. „Wir haben ein sehr gutes Netzwerk auf beiden Seiten aufgebaut.“ Bei deren Gründung im September 2022 hatte Frau Alabali-Radovan, die chaldäisch-katholische Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus im Kabinett Scholz, gesagt, dass die Institution jüdische, muslimische und zusätzlich auch christliche Perspektiven zusammenbringe. „Das stärkt unser Miteinander und den Respekt füreinander.“ Seinerzeit bewerteten Zentralratspräsident Josef Schuster und die Sozial- und Islamwissenschaftlerin Yasemin El-Menouar den jüdisch-muslimischen Dialog als wesentlich im Kampf gegen antisemitische und muslimfeindliche Ressentiments. Es ist nicht die einzige Denkfabrik für jüdisch-muslimischen Dialog in Deutschland: 2019 nahm der Thinktank „Karov-Qareeb“ seine Arbeit auf. Gemeinsam war er vom jüdischen Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk (ELES) und dem muslimischen Begabtenförderungswerk Avicenna entwickelt worden. (kna u. vn v. 21. 11.)
Christen, Juden, Muslime und weitere Religionsgemeinschaften unter einem Dach? Im „Haus der Religionen" in Hannover ist das seit 17 Jahren Realität. In einer Ecke ist ein Altar mit hinduistischen Götterbildern aufgebaut. An einer Wand hängt ein muslimischer Gebetsteppich. Und in die Ritzen einer Mini-Klagemauer können „Briefe an Gott" eingesteckt werden. Die neue Dauerausstellung im „Haus der Religionen" in Hannover bietet Religion zum Anfassen. Nach rund zweieinhalbjährigen Umbauarbeiten ist das Bildungszentrum neu eröffnet worden. Zum Festakt kam auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier. Das „Haus der Religionen" wurde 2005 von Christen, Juden, Muslimen, Hindus, Buddhisten und Bahai gegründet - damals als erstes Projekt seiner Art in Europa. Inzwischen sind auch Aleviten, Jesiden und Humanisten dabei. Die neue, multimediale Ausstellung präsentiert die neun verschiedenen Glaubensrichtungen. „Wir möchten die Vielfalt der Religionen und Weltanschauungen in unserer Gesellschaft abbilden und zu einem Dialog beitragen", sagte der Vorsitzende des Trägervereins, Wolfgang Reinbold, bei der Präsentation der Ausstellung. Jeder Gruppierung ist ein begehbarer Kubus gewidmet. In Videointerviews stellen immer zwei Angehörige der jeweiligen Religion oder Weltanschauung ihre Glaubensrichtung vor. In Hamburg, München und Dortmund seien solche Zentren in Planung. Auch das in Berlin geplante „House of one" geht in eine ähnliche Richtung . (domradio.de v. 22. 11.)
Papst Franziskus empfing neuerlich Vertreter des Jüdischen Weltkongresses. In seiner Rede rief er sie dazu auf, gemeinsam mit ihm zu bezeugen, dass „jeder Krieg immer und überall eine Niederlage für die gesamte Menschheit“ sei. Der Jüdische Weltkongress unterhält seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil einen Dialog mit dem Vatikan; zuständig dafür ist das vatikanische Einheits-Dikasterium von Kardinal Kurt Koch. Franziskus sprach von „freundschaftlichen Banden, die uns vereinen“, hob die „unschätzbaren geistlichen Schätze“ beider Religionen hervor: „Unseren beiden Glaubensgemeinschaften ist die Aufgabe anvertraut, die Welt geschwisterlicher zu machen, gegen Ungleichheiten zu kämpfen und für mehr Gerechtigkeit einzutreten, damit der Friede nicht eine jenseitige Verheißung bleibt, sondern schon hienieden zur Realität wird.“ (vn v. 22. 11.)
In Slowenien hat Bischof Andrej Saje, der Vorsitzende der Bischofskonferenz, den Mufti der Islamischen Gemeinschaft im Land, Nevzet Poric, zu einem Gespräch empfangen, bei dem auch der Leiter des Mufti-Büros, Haris Muratagic, und der Imam von Novo Mesto, Adnan Medanovic, dabei waren. Die Religionsvertreter hätten die gute Zusammenarbeit zwischen der römisch-katholischen Kirche und der islamischen Gemeinschaft in Slowenien hervorgehoben. Christen und Muslime seien durch ihren Glauben an den einen Gott und durch gemeinsame Werte verbunden. Saje und Poric bekannten sich zur weiteren Zusammenarbeit bei gemeinsamen Projekten, „insbesondere zum Erhalt der Ehe zwischen Mann und Frau als natürliche Grundeinheit der Gesellschaft, der Achtung des menschlichen Lebens von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod und den Menschenrechten, insbesondere der Religionsfreiheit". Gegenseitiges Kennenlernen der beiden Religionen sollten ebenso wie Erfahrungsaustausch, Solidarität und Hilfe für die Bedürftigen, Gebet für den Frieden und Dialog eine wichtige Rolle spielen, so die beiden Religionsvertreter. (kap v. 25. 11.)
Die islamische Theologin Hamideh Mohagheghi sieht den Iran vor einer religiösen Zeitenwende: „Viele Iranerinnen und Iraner wollen keinen Islam mehr, der von Konformität und Regeln besessen ist. Hier hat das System genau das Gegenteil von dem erreicht, was es wollte.“ Das sagte sie der KNA mit Blick auf die anhaltenden Proteste im Iran. Dort wendeten sich die Menschen von einem staatlich verordneten Glauben ab, „der sich ständig in einzelne Bereiche des Lebens einmischt, die nichts mit dem Glauben zu tun haben“. Stattdessen fände man neue Wege der Spiritualität. Der spirituelle Islam sei in der Bevölkerung tief verankert, auch in der oppositionellen Jugend, so die Deutsch-Iranerin, die an der Universität Paderborn lehrt. Anders als 2009 oder 2019 hätten sich die Proteste diesmal „ganz konkret am Kopftuchzwang“ entzündet. Im Koran sei die weibliche Bedeckung lediglich eine Empfehlung, keine Pflicht. „Besonders Frauen fordern ihre Rechte jetzt mutiger denn je, viele gebildete Iranerinnen und Iraner demonstrieren, aber der Protest kommt auch aus der Breite der Bevölkerung, auch aus den unteren Schichten.“ Allerdings habe die Regierung weiter Rückhalt in der Bevölkerung, bei den Revolutionsgarden, oder den „skrupellosen“ Basidsch-Milizen. Diese alle manipulieren die Menschen mit simplen Heilsversprechen. (kna u. vn v. 30. 11.)