Zusammenarbeit und Dialog mit den (Welt-)Religionen: Judentum, Islam u.a.

Erstmals übernimmt eine arabische Frau eine hohe Funktion im Vatikan: Margaret Karram, Christin aus Haifa und Präsidentin der dortigen Fokolar-Bewegung, wurde vom Papst in die Behörde für Laien-Familie-Leben berufen. Die Palästinenserin gehört nun zusammen mit 12 Bischöfen, zwei Priestern und 15 Laien zum Leitungsgremium. Schon in der Schulzeit engagierte sich für ein gelingendes Miteinander von Christen, Juden und Muslimen. Nach dem Abitur studierte sie Judaistik an der Hebrew University of Los Angeles. Sie war in der Bischöflichen Kommission für interreligiösen Dialog in Israel und im Vorstand des Interreligiösen Koordinierungsrates in Israel. Für ihren Einsatz zwischen den Religionen und Kulturen erhielt sie 2013 zusammen mit der jüdischen Dozentin und Politik-Beraterin Yisca Harani den „Mount Zion Award for Reconciliation“, der von der Universität Luzern zusammen mit der Jerusalemer Benediktiner-Abtei Dormitio verliehen wird. Zum Konflikt zwischen Israel und der Hamas sagt sie: „Ich stehe auf der Seite der Opfer, ich möchte mich nicht auf die eine oder andere Seite stellen, denn Krieg kann niemals die Lösung sein. Krieg bringt nur Opfer, Tod und ist die größte Niederlage für die gesamte Menschheit. […] Aber ich bin zutiefst davon überzeugt, dass der Dialog das wirksamste Instrument zur Friedenskonsolidierung ist, selbst unter den verzweifeltsten Bedingungen.“ (kna v. 5. 12.)

Die Sehnsucht nach Frieden verbindet Christen und Juden auf besondere Weise, so der österreichische Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit. In einem gemeinsamen Grußwort zum Chanukka- und Weihnachtsfest hält der Koordinierungsausschuss fest: „Inmitten der Ängste und Sorgen stehen Chanukka und Weihnachten vor der Tür, zwei Feste voll Licht, Hoffnung und Freude." Die Geschichte von Chanukka von der wunderbaren Befreiung von Fremdherrschaft vor über 2.000 Jahren und dem Ölwunder zeige: Jede der Kerzen am neunarmigen Chanukka-Leuchter bringe auf symbolische Weise Licht in die Dunkelheit der Welt. Gezeichnet ist das Schreiben von Präsident Martin Jäggle, den beiden Vizepräsidenten sowie Geschäftsführer Yuval Katz-Wilfling. Die vier zeigen sich auch zutiefst entsetzt vom Terror der Hamas. In diesem Jahr beginnt das jüdische Chanukka-Fest am Abend des 7. Dezember und endet am 15. Dezember. Von Sonnenuntergang bis Mitternacht, solange die Lichter brennen, wird im Haus nicht gearbeitet, sondern gesungen und gespielt. Beliebt ist das Trendl- oder Dreidelspiel mit einem vierseitigen Kreisel, der vier hebräische Schriftzeichen trägt. Sie ergeben den Spruch: „Ein großes Wunder geschah hier." Kinder werden beschenkt, und es gibt besondere Speisen wie Latkes und Sufganiot, in Öl gebackenes Spritzgebäck. (kap v. 7. 12.)

Dänemark hat die Verbrennung Heiliger Schriften mit bis zu zwei Jahren Gefängnis unter Strafe gestellt. Das Gesetz zur „unangemessenen Behandlung von Schriften mit Bedeutung für Glaubensgemeinschaften" - oft als „Korangesetz" bezeichnet – wurde im Parlament verabschiedet, nachdem es im Frühling und Sommer zu Koran-Verbrennungen gekommen war. (kna v. 8. 12.)

Die römisch-katholische Kirche in Deutschland steht fest an der Seite der Juden. Es sei Georg Bätzing, dem Limburger Bischofs und Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, wichtig „dass die katholische Kirche auch weiterhin für die Freiheit, Sicherheit und Förderung jüdischen Lebens in Deutschland eintreten wird", erklärte er bei einem Besuch in der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt anlässlich des Chanukka-Festes. Gleichzeitig mahnte er, dass das Wort „Frieden auf Erden" eine Verpflichtung für alle Religionen sei: „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass alle Geiseln, die noch von der Hamas festgehalten werden, so bald wie möglich befreit werden. Auch hoffe ich, dass die Zivilisten in Gaza nicht noch mehr leiden müssen, von denen viele alles verloren haben." Die beiden Gemeinderabbiner Avichai Apel und Julian-Chaim Soussan dankten Bätzing für seinen Besuch und die ausgesprochene Solidarität. (kna v. 12. 12.)

Haben die Muslime aufgrund ihres Glaubens ein judenfeindliches Verhältnis? Mouhanad Khorchide, Leiter des Zentrums für Islamische Theologie und Professor für Islamische Religionspädagogik an der Universität Münster dazu: Im Koran gebe es zwar kritische Aussagen über Juden. Aber die müsse man richtig verstehen und differenziert betrachten. Bülent Ucar, Direktor des Instituts für Islamische Theologie und Religionspädagogik an der Universität Osnabrück, warnt davor, Muslime pauschal Judenfeindlichkeit zu unterstellen. Im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur machen beide deutlich, dass im Koran und in der Sunna, in der Aussprüche und Handlungen des Propheten Mohammed überliefert sind, durchaus judenfeindliche Stellen zu finden sind. Von 6.236 Versen im Koran sind es 15. Diese aber müssten aus ihrem Entstehungskontext im 7. Jahrhundert verstanden werden und seien keinesfalls zeitlose Aussagen über Juden. „Muslime haben nicht von vornherein eine antijüdische Haltung". Nach Ucar spiegeln die judenfeindlichen Verse einen Konflikt, der nach der Flucht Mohammeds von Mekka nach Medina mit den dortigen Juden entstanden sei: Dem Propheten sei es zunächst darum gegangen, eine Beziehung zu Juden aufzubauen, weshalb er beispielsweise ihre Art des Fastens übernommen habe. Nachdem aber die Annäherung politisch gescheitert sei, sei es zu sehr harschen distanzierenden Formulierungen gekommen. Laut Khorchide bleibt in den arabischen Ländern und der Türkei dieser situative Bezug leider unbeachtet. Die antijüdischen Aussagen würden seit der Gründung Israels 1948 auf politischer Ebene dazu benutzt, das Existenzrecht Israels infrage zu stellen. Vorbehalte gegenüber Israel müssen zur Sprache kommen dürfen, fordert Ucar. Es sei legitim, die Siedlungspolitik oder die faktische Aufgabe der Zwei-Staaten-Lösung zu kritisieren. Eine einseitige Dämonisierung Israels, wie es zuweilen geschehe, verbiete sich jedoch. (domradio.de v. 13. 12.)

Pfarrer Christoph Sigrist, Präsident des Zürcher Forums der Religionen, leitete im Grossmünster ein interreligiöses Friedensgebet. Viele Religionsvertreter baten um Frieden in Nahost, wie u. a.: Rabbiner Ruven Bar Ephraim, Pfarrerin Hanna Kandal, Imam Kaser Alasaad, Sejee Phurtag als Vertreter des Züricher Songtsen House und der Hindu Satish Joshi. Menschen der buddhistischen, christlichen, hinduistischen, jüdischen und muslimischen Religionstraditionen sangen und sprachen Gebete. Franziska Driessen-Reding verlas während der Feier Grussworte der Zürcher Regierungsrätin und Religionsministerin Jacqueline Fehr. (kath.ch v. 17. 12.)

Über die Veranstaltung „Religiöse Judenfeindschaft und Antisemitismus im Islam und Christentum": Es referieren an der Salzburger Katholisch-Theologischen Fakultät: Ednan Aslan, Professor für Islamische Religionspädagogik am Institut für Islamisch-Theologische Studien der Universität Wien, und Prof. Roland Cerny-Werner vom Fachbereich Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte der theologischen Fakultät. Er ist auch Mitarbeiter am Zentrum für Jüdische Kulturgeschichte der Universität Salzburg. Seit dem „Tag des brutalen, terroristischen und konzeptionell antisemitischen Überfalls der Hamas auf Israel" breche Antisemitismus wieder mit voller Wucht in Europa auf, heißt es in der Ankündigung zur Tagung. (kap v. 18. 12.)

Der Wunsch nach Frieden in den Konfliktregionen der Welt stand im Zentrum eines multireligiösen Diskussionsabends in Wien, zu dem die „Coalition of Faith-Based Organizations" (CFBO) eingeladen hatte. Angesichts vielen Kriege seien die Religionen zu einer Demonstration des Friedenswunschs aufgerufen, so der allgemeine Tenor der Veranstaltung, zu der Vertreter aus Christentum, Judentum, Islam und Buddhismus gekommen waren. „Friede braucht den Dialog", zeigte sich Willy Weisz von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien überzeugt. Das gerade beendete Lichterfest Chanukka zeige aber deutlich, dass es keinen Frieden geben könne, wo keine Freiheit herrsche. Gerechtigkeit und Frieden bedingten einander. Wo die UNO scheitert, könnten die Religionen Frieden bringen, zeigte sich Afsar Rathor, pakistanischer Muslim in der UNO überzeugt. Der Präsident der buddhistischen Religionsgesellschaft in Österreich, Gerhard Weissgrab, ergänzte aus buddhistischer Perspektive, dass das Wegkommen von Hass und Verblendung, der zentrale Punkt sei. (kap v. 21. 12.)

Christen und Muslime müssen bei der Verteidigung der Heiligen Stätten in Jerusalem „vereint bleiben“, bekräftigt der jordanische König Abdullah II. Das Haschemitische Königshaus ist traditionell Hüterin der Heiligen Stätten. Bei dem Treffen mit muslimischen und christlichen Oberhäuptern im Al-Husseiniya-Palast in Amman sprachen viele Redner über den Gaza-Krieg. Der griechisch-orthodoxe Bischof Christoforos Atallah, derzeit Vorsitzender des Rates der Kirchenoberhäupter in Jordanien, sagte, dass im Gazastreifen der Geist des Bösen herrsche. König Abdullah II. bekräftigte, die palästinensische Frage müsse auf der Grundlage der Zweistaatenlösung behandelt werden. Kardinal Pierbattista Pizzaballa, Lateinischer Patriarch von Jerusalem, würdigte die humanitäre Hilfe Jordaniens. (fides u. vn v. 22. 12.)

Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib darf in NRW weiter den islamischen Religionsunterricht mitgestalten. Der Landesverband Ditibs habe das Existenzrecht Israels bekräftigt und sich gegen Antisemitismus ausgesprochen. Weil die muslimischen Verbände nicht als Religionsgemeinschaften anerkannt sind, bestimmt in NRW ersatzweise eine Kommission über die Inhalte des islamischen Religionsunterrichts. In ihr sind ein halbes Dutzend muslimische Verbände vertreten, darunter auch die Ditib. Alle beteiligten Verbände hatten bereits am 16. Oktober gemeinsam mit der Landesregierung den Angriff der Terrororganisation Hamas auf Israel vom 7. Oktober verurteilt. Der Chef der Düsseldorfer Staatskanzlei, Nathanael Liminski (CDU)sagte: „Die Erklärung des Landesverbands Ditib NRW und das ausdrückliche Bekenntnis zum Existenzrecht Israels schaffen die notwendige Grundlage für die weitere Zusammenarbeit beim Islamischen Religionsunterricht." (domradio.de v. 23. 12.)

Jetzt bekennt sich die stärkste islamistische Partei Malaysias zur multireligiösen Gesellschaft: In Abkehr von ihren früheren Positionen hat die Partei PAS den Christen frohe Weihnachten gewünscht. PAS-Generalsekretär Takiyuddin Hassan hoffe, dass die Feierlichkeiten in einer „sicheren und harmonischen Umgebung" gefeiert werden könnten und bekräftigte das Bekenntnis seiner Partei zu Malaysia als multireligiöse Gesellschaft: Vielfalt sei nicht nur ein „Merkmal unserer Gesellschaft", sondern auch der islamischen Lehre, „die solche Bande unserer großen Menschheitsfamilie, einschließlich aller Rassen, Kulturen und Religionen, rechtlich und ehrenhaft umfasst". Bei der Parlamentswahl 2022 wurde die PAS stärkste Oppositionspartei. Die Bevölkerungsmehrheit der Malaien gehört laut Verfassung dem Islam an. In den vergangenen Jahrzehnten wurde die Frage, ob Muslimen erlaubt werden kann, den Christen „Frohe Weihnachten" zu wünschen, immer wieder zum Streitpunkt auch innerhalb der Muslime. (vn v. 25. 12.)

Religionsgemeinschaften und Friedensinitiativen Österreichs laden zum 1. Jänner zu einer multireligiösen Friedenskundgebung nach Innsbruck. Unter dem Motto „Kriege beenden, Frieden wagen, Leben beginnen" findet eine Interreligiöse Kundgebung für den Frieden statt. Ihre Teilnahme zugesagt haben u. a. Bischof Hermann Glettler, Superintendent Olivier Dantine, Günter Lieder, Präsident der Wiener Israelitische Kultusgemeinde und Emre Durukan, Islamisches Forum Innsbruck. Anlass für die Kundgebung ist der 57. Weltfriedenstag, der seit 1968 auf Initiative von Papst Paul VI. an jedem 1. Jänner begangen wird. (kap v. 26. 12.)

Indiens Premierminister Narendra Modi hat zu Weihnachten erstmals eine christliche Delegation empfangen. Der hindu-nationalistische Politiker nahm damit nach Angaben der Onlineportale Asianews" einen Vorschlag der Indian Minority Foundation" an. An dem Treffen nahmen demnach prominente Kirchenvertreter teil wie etwa Kardinal Oswald Gracias von Mumbai sowie Vertreter der orthodoxen und anglikanischen Kirche. Modi habe auf ähnliche Werte der verschiedenen Religionen in Indien verwiesen. So hob er etwa hervor, dass es in der Bibel wie in den Upanishaden der Hindus um das Erkennen der letzten Wahrheit gehe, die frei mache. Die Kirchenvertreter dankten Modi für seine Einladung. Die Geste habe das christliche Weihnachtsfest zu einem Fest für die gesamte indische Nation gemacht, wurde der Erzbischof von Delhi, Anil Couto, zitiert. Christen sind im hinduistischen Indien eine kleine Minderheit. (kap u. vn v. 28. 12.)

Mahmoud bin Hamad Alhasani, der erste Botschafter des Oman im Vatikan, hat seinen Dienst angetreten. Im Februar 2023 hatten der Vatikan und der Oman bekanntgegeben, diplomatische Beziehungen aufzunehmen. Wenige Monate später ernannte Papst Franziskus den französischen Erzbischof Nicolas Henry Marie Denis Thevenin zum Botschafter in Oman. Der Islam ist Staatsreligion. Die christlichen Gastarbeiter sind eine Minderheit. (kap u. vn v. 30. 12.)