Das in Wien ansässige „König-Abdullah-Zentrum für interreligiösen und interkulturellen Dialog“ organisiert u. a. mit der UNO ein „Internationales Forum“. 500 Religionsführer und PolitikerInnen diskutieren die Folgen der Corona-Krise, sowie Klimawandel, Hassrede und Menschenhandel. Die Ergebnisse sollen Ende November dem G20-Gipfel in Riad (Saudi-Arabien) vorgelegt werden. (Die Furche v. 15. 10.)
Papst Franziskus nimmt am ökumenischen und interreligiösen Friedenstreffen von Sant'Egidio in Rom teil. Es steht unter dem Motto „Niemand rettet sich allein – Frieden und Geschwisterlichkeit“. Auf dem Programm steht zunächst ein ökumenisches Gebet in der römischen Basilika Maria in Aracoeli. Anschließend nimmt Papst Franziskus an einer Zeremonie mit Vertretern weiterer Religionen auf dem nahegelegenen Kapitolsplatz teil. Neben Papst Franziskus wird u. a. der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. erwartet. „In einem schwierigen Moment der Geschichte, aufgrund der Coronavirus-Pandemie und der alten wie neuen Kriege – wie etwa der seit zehn Jahren anhaltende Krieg in Syrien oder der jüngste Krieg in Berg-Karabach – kommt aus dem Herzen Europas das Angebot an die Welt, einen Moment der Besinnung, der Begegnung und des Gebets einzulegen“, erklärte ein Sprecher von Sant‘Egidio. Zu den interreligiösen Zeremonien sollen die Vertreter der verschiedenen Religionen zusammenkommen. Sprechen sollen u. a. der Oberrabiner Frankreichs, Haim Korsia, der Generalsekretär des „Hohen Komitees der menschlichen Geschwisterlichkeit", Mohamed Abdelsalam Abdellatif, der japanische Buddhist Shoten Minegishi, Papst Franziskus und der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. Zudem wird ein „Friedensappell 2020“ verlesen, den alle Religionsvertreter unterzeichnen werden. (vn v. 16. 10.)
Eine Grußbotschaft von Großimam Ahmad al-Tayyeb von Kairo an das interreligiöse Friedenstreffen von Sant'Egidio unter dem Motto „Niemand rettet sich allein – Frieden und Geschwisterlichkeit“ verlas der Generalsekretär des „Hohen Komitees der menschlichen Geschwisterlichkeit", Mohamed Abdelsalam Abdellatif. In dieser hieß es, das jüngste Attentat auf einen Pariser Lehrer sei ein „krimineller Akt" gewesen, der aus einer „perversen und falschen Ideologie heraus" erfolgt sei. Al-Tayyeb verurteilte Beleidigungen der Religionen und den Missbrauch religiöser Symbole im Namen der Meinungsfreiheit. In einem abschließend unterzeichneten gemeinsamen Friedensappell des Friedenstreffens heißt es: „Es ist erneut Zeit für die kühne Vision, dass der Friede möglich ist, dass eine Welt ohne Krieg keine Illusion ist. Deshalb wollen wir noch einmal sagen: Nie wieder Krieg!“ (vn v. 20. 10.)
Das „Interreligiöse Hohe Komitee für menschliche Geschwisterlichkeit“ (HCHF) in Abu Dhabi stiftet einen „Zayed-Preis für menschliche Geschwisterlichkeit“, der mit einer Million Dollar dotiert ist. Er soll ab 2021 für „signifikante Beiträge zum menschlichen Fortschritt und zur Erleichterung friedlichen Zusammenlebens“ vergeben werden. Namensgeber des neuen Preises ist Scheich Zayed bin Sultan al-Nahyan (1918-2004), Gründungsfigur und erster Präsident der Emirate im Jahr 1971. Die Unterzeichnung der Erklärung von Abu Dhabi durch Großimam Ahmad al-Tayyeb, Leiter der Kairoer al-Azhar-Universität, und den Papst geschah 2019 in der Gedenkstätte für Scheich Zayed. Beide waren die ersten Preisträger. Wem der Preis zugesprochen wird, darüber soll ein vom HCHF eingesetztes, unabhängiges Experten-Gremium entscheiden. Zu diesem gehören u. a. die frühere kanadische Generalgouverneurin Michaelle Jean, die Ex-Präsidentin der Zentralafrikanischen Republik, Catherine Samba-Panza, Indonesiens früherer Vizepräsident Muhammad Jusuf Kalla, der UNO-Sonderberater für die Verhütung von Völkermord Adama Dieng und Kurienkardinal Dominique Mamberti. (vn v. 20. 10.)
Der für Schulfragen zuständige französische Erzbischof von Lille, Laurent Ulrich, hat nach dem brutalen Mord am 47-jährigen Lehrer Samuel Paty betont, dass die römisch-katholische Kirche beim interreligiösen Dialog dennoch nicht nachlassen werde.. „Wir werden nicht darin nachlassen, auf die Geschwisterlichkeit unter den Menschen zu vertrauen, die sich im Dialog mit unterschiedlichen Gesellschaftsschichten, Religionen und Kulturen und dem Austausch über Erkenntnisse, Glauben und Argumenten äußert“. […] Als Katholiken versichern wir den Muslimen in unserem Land, dass wir immer im Dialog mit ihnen stehen werden“. Er befürworte einen „Bildungspakt für Freundschaft in der Gesellschaft, Dialog und Brüderlichkeit“. Die Hinrichtung des Lehrers, der in einer Schulstunde Mohammed-Karikaturen gezeigt und mit den Schülern das Thema Freiheit besprochen hatte, ist beim interreligiösen Friedenstreffen in Rom jüngst auch von Großimam Ahmad al-Tayyeb von Kairo verurteilt worden: Es sei ein „krimineller Akt“, der aus einer „perversen und falschen Ideologie heraus" erfolgt sei. (ucanews u. vn v. 22. 10.)
Am 28. Oktober 1965 wurde „Nostra aetate“ als „Erklärung“ des Zweiten Vatikanischen Konzils promulgiert. Sie stellt den Startschuss des offiziellen Dialogs der römisch-katholischen Kirche mit dem Judentum dar. Zu diesem Anlass sandte Kardinal Kurt Koch eine Botschaft im Namen der „Kommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum“ an das „International Jewish Committee for Interreligious Consultations“ (IJCIC). In einer Antwort betonte das IJCIC die Intensität der Beziehungen zwischen römisch-katholischen und jüdischen Führungspersönlichkeiten. Ursprünglich war geplant, Ende Oktober 2020 eine gemeinsame Tagung in São Paolo (Brasilien) zum Thema „Erschaffen nach dem Abbild Gottes; Schutz der menschlichen Würde“ zu organisieren. Man entschied sich wegen Corona zur Abfassung von gegenseitigen Botschaften. Kardinal Koch spricht dabei von „einer Gemeinschaft von Brüdern und Schwestern unter Juden und Christen“ und betont das gemeinsame geistliche Erbe. Das IJCIC stellt klar, dass wir nach „Nostra aetate“ eine Zeit erfahren, die 2000 Jahre „Feindschaft zu einem Segen der Freundschaft gemacht hat“. (vn v. 28. 10.)